Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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K’Naan – Troubadour (2009)

„Was ist das denn?“ wird sich der Purist fragen. „And if rap gets jealous ‚cause I rock heavy / it don’t worry me if m’a fuckers don’t get it.“ heißt es im Stück If Rap Gets Jealous, einem gewaltigen Raprock Song mit keinem geringeren als Metallicas Kirk Hammett an der breitbeinigen Gitarre inklusive Solo. Nicht nur musikalisch sondern auch im Text geht es um das Einreißen von Barrieren und somit steht das Stück stellvertretend für den Rest des Albums. Einen weiteren Rocker dieser Art findet sich hier zwar nicht mehr, dennoch dient HipHop hier nur noch als Basis, auf der K’Naan nichts unversucht lässt und dem somit ein sehr vielschichtiges und ganz und gar nicht beliebiges Album gelungen ist. Geblieben ist das Thema Somalia, seine Heimat, die er 1991 mit dem letzten Linienflug Richtung New York verlassen hat. Die Schrecken des Bürgerkrieges und das Leben als Kind in der gefährlichtsten Stadt der Welt Mogadischu verarbeitete er schon auf dem ersten Album The Dusty Foot Philosopher, dessen reduzierte und gleichermaßen erschütternde Liveversionen mit dem Livealbum The Dusty Foot On The Road veröffentlicht wurden. Troubadour klingt optimistischer und ist deutlich bunter, was sicher auch an der Gästeliste liegt. Neben dem bereits eingangs erwähnten Kirk Hammett gibt es u.a. noch Aufritte von Damian Marley, Adam Levine (Maroon 5), Mos Def und Chubb Rock. Dies führt u.a. zu einer erstaunlich unkitschigen Friedenshymne wie Wavin‘ Flag oder zu einem Uptempo Stück wie Bang Bang, bei dem Adam Levine den Refrain übernommen hat. Seiner alten Heimat Somalia und seiner neuen Heimat Amerika huldigt er mit den beiden jeweils gleichnamigen Stücken während Take A Minute mit seinem großartigen Refrain am Beispiel von Nelson Mandela und Mahatm Ghandi u.a. zeigt, was wahre Größe ist. 15 Minutes Away erläutet schließlich die Vorzüge von Western Union und der Tatsache, dass man innerhalb kürzester Zeit Geld um die ganze Welt schicken kann was von vielen im Ausland lebenden Afrikanern genutzt wird, um die Familien zu Hause zu unterstützen. Das soulige und epische People Like Me am Ende des Albums handelt von Menschen, die ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben wie K’Naan selbst: „Heaven, is there a chance that you could come down and open doors to hurtin people like me“, ein schöner Schlusspunkt eines famosen Albums.

Die Aufnahmen zu Troubadour fanden übrigens im Haus von Bob Marley statt, was einen positiven Einfluss auf die Sessions ausgeübt haben dürfte. Die 14 Stücke verschmelzen einersteits perfekt zu einer Einheit und doch hat andererseite jedes für sich genommen eine ganz eigene Klasse. Somit kann der Albumtitel durchaus auch musikalisch Verstanden werden: ein Troubadour zwischen den Stilen.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?