Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Victor Démé – s/t (2009)

In seiner Heimat Burkina Faso ist Victor Démé schon seit ungefähr 30 Jahren ein bekannter Sänger und Musiker. Trotzdem veröffentlichte er erst jetzt sein internationales Debütalbum, ein Album, auf dem lokale Mandingo Traditionen ebenso Platz finden wie Blues oder Flamenco. Seine musikalische Karriere begann Démé bei seinem Vater in Abidjan mit Auftritten in den örtlichen Clubs. 1988 kehrte er in seine Heimat zurück und gewann diverse Preise und entwicklete sich so zu einem bekannten und beliebten Künstler. Dennoch wurde bei Auftritten in Clubs oft von ihm verlangt, bekannte Songs von Salif Keita oder Mory Kanté zu singen. Glücklicherweise hielt Démé jedoch an seinen eigenen Kompositionen fest und traf im Jahr 2005 auf Camille Louvel, der ihm eine dauerhafte Anstellung in dessen Ouagajungle Club in Ouagadougou verschaffte wo er in der Folge mehrere Auftritte pro Woche haben sollte. 2007 schließlich wurde mit Hilfe des Journalisten David Commeillas das Chapa Blues Label gegründet, um Démés Musik vermarkten zu können, was gleichzeitig auch der Startschuss für die Arbeiten am Debütalbum war. Die Aufnahmen fanden in einem kleinen und improvisierten Studio in Ouagadougou statt, in dem lediglich ein 16-Spurgerät zur Verfügung stand.

Die zumeist akustischen Songs des Albums, zu denen Victor Démé neben Gesang auch Gitarre beisteuert, sind eine einzigartige Mischung aus Folkblues Melodien und Mandingo Balladen, die hier und da mit Latintupfern wie Salsa oder Flamenco versehen sind. Zur musikalischen Umsetzung der oft melancholischen Stücke reichen zumeist akustische Gitarren und Percussion und ab und zu noch ein Piano und in Deni Kemba erklingt traurig aus dem Hintergrund eine einsame Trompete. Und trotz dieser vermeintlich eher westlichen Instrumentierung klingt das Album im Kern doch durch und durch westafrikanisch, die Verwandschaft zum Nachbarn Mali ist nicht zu überhören. Und so gelingen Victor Démé mehr als ein Dutzend meist einfühlsamer, atmosphärisch dichter Songs, die durch seinen wunderbaren Gesang eine poetische Note erhalten. Und wem die traditionellen Instrumente fehlen, der dürfte bei den letzten beiden Stücken auf seine Kosten kommen: 2 traditionelle Mandingo Stücke, die mit Balafon, Ngoni und Kora eingespielt wurden und die merklich flotter daherkommen als der Rest des Albums und somit in Kontrast dazu stehen. Ein Kontrast aber, der alles andere als störend ist. Vielmehr hätte ich gerne noch mehr davon gehört, vielleicht beim nächsten Album. Nichtsdestotrotz ist dieses Album ein weiteres Highlight im noch jungen Jahr und man darf auf Victor Démés zukünftige Aktivitäten gespannt sein.

In England und Frankreich schon letztes veröffentlicht, wurde das Album mehrfach ausgezeichnet, u.a. auch als Album des Jahres und das sicher nicht zu Unrecht. Eine Empfehlung!

Internet

MySpace
Chapa Blues Records

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