Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Various: Nigeria 70 – The Definitive Story Of 1970’s Funky Lagos (2001/2009)

Die Mutter aller Nigeria Sampler erschien bereits im Jahr 2001, damals als aufwändiges 3CD Set, bei dem die 3. CD eine umfangreiche Dokumentation sowie Interviews mit Ginger Baker, Roy Ayers, Fela & Femi Kuti, King Sunny Ade und Ebenezer Obey enthielt. 2008 veröffentlichte das damals wieder neu gegründete Strut Label zunächst den 2. Teil Lagos Jump. Da der erste Teil schon seit längerem vergriffen ist und in der Regel zu recht hohen Preisen angeboten wird, entschloss man sich schließlich dazu, ihn neu aufzulegen, jedoch ohne die Doku CD. Linernotes und Musik sind jedoch unverändert.
Als Quelle der meisten hier bis heute relativ unbekannten Aufnahmen dienten zumeist Singles und LPs aus Nigeria, nur bei den beiden Fela Stücken Jeun Ko Ku (Chop ‘N’ Quench) (vom Album Afrodisiac, das zusammen mit Open & Close in der Fela Originals Reihe auf einer CD veröffentlicht wurde) und Upside Down (vom gleichnamigen Album) griff man auf die Barclay CDs zurück. Auch andere Aufnahmen sind mittlerweile anderweitig erschienen, so z.B. BLOs Chant To Mother Earth auf Soundways letztjährigem Nigeria Rock Special oder Sir Victor Uwaifos Akuyan auf der Guitar Boy Superstar Retrospektive. Auch die ersten 4 Tony Allen Alben sind mittlerweile bestens dokumentiert, dennoch passt No Discrimination natürlich ganz wunderbar auf diesen Sampler. Und auch sonst finden sich hier einige rare Schätze wie z.B. William Onyeabors Better Change Your Mind, einem erstklassigen Discofunkklopfer.
Insgesamt handelt es sich bei Nigeria 70 um einen sehr abwechslungsreichen und doch auch sehr homogenen Sampler. So hört man bei Segun Bucknor, dem 2002 eine Retrospektive gewdimet wurde und der hier mit La La La vertreten ist, deutliche Rewferenzen an James Brown, während Ofo The Black Company ihren Afrorock mit wüsten Gitarren garnieren. Enjoy Yourself von den Sahara Allstars Of Jos ist stark an Felas Afrobeat angelehnt und zu den vielen Highlights zählt natürlich auch Fela selbst mit Upside Down, einem Trademark Stück, bei dem er nicht selbst gesungen sondern dies Sandra Isidore überlassen hat, was einmalig im Fela Katalog gewesen sein dürfte. Isidore machte Fela Ende der 60er in Los Angeles mit Malcolm X und der Black Panther Bewegung bekannt. Das Stück stellt die Frage, warum in Afrika nichts funktioniert, alles Upside Down ist, ganz im Gegensatz zu Europa oder Nordamerika. Agboju Logun von Shina Williams dagegen ist ein weiteres hypnotisches Afrodiscostück aus den frühen 80ern und ganz am Ende steht dann noch Sunny Adés Ja Fun Mi, jedoch nicht in der Original Version sondern in einem Dub Remix.

Wer aus dem Bereich 70s Nigeria noch nichts hat und einsteigen möchte, dem sei dieser Sampler wärmstens ans Herz gelegt. Aber auch diejenigen, die sich letztes Jahr brav alle Nigeria Sampler zugelegt haben und sich auch im Fela Umfeld ein bisschen auskennen, liegen hier nicht falsch, da es immer noch genügend Material zu entdecken gibt.

Internet

Strut Records

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?