Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Amadou & Mariam – Welcome To Mali (2008)

Welcome To Mali oder doch eher Welcome To The World? Diese Frage ist durchaus berechtigt in Anbetracht der Tatsache, dass sich das blinde Ehepaar aus Mali spätestens mit dem letzten Album Dimanche à Bamako und dank Manu Chao einem internationalen Publikum öffneten. Dieser Weg wird auf Welcome To Mali konsequent fortgeschritten, zwar ohne Chao dafür aber mit anderen prominenten Gästen. So verziert Damon Albarn das erste Stück Sabali mit jeder Menge elektronischer Spielereien. Ob es nun geschickt war, dieses Stück als Vorabsingle zu veröffentlichen sei dabei mal dahingestellt, als Eröffnungsstück passt es jedoch ausgezeichnet und das, obwohl es überhaupt nicht stellvertretend für den Rest des Albums steht. Es zeigt aber, dass Amadou & Mariam das Konzept des Vorgängers nicht einfach wiederholen sondern sich darauf basierend weiterentwickeln. Dazu gehören auch erstmals politische Texte wie im 2. Stück Ce n’est pa bon, bei dem Damaon Albarn einmal mehr die Keyboads übernommen hat, die hier aber auf die markanten Gitarrenlicks Amadous treffen. Ein schönes Beispiel dafür, wie es dem Duo auf das Vorzüglichste gelingt, die eigenen musikalischen Traditionen auf ein modernes westliches Instrumentarium zu übertragen. Wobei natürlich auch auf klassische malische Instrumente nicht verzichtet wird. So spielt Landsmann Bassekou Kouyate auf Magossa die Kamele N’Goni während das rhythmnische Fundament aus Balafon und Kalebasse besteht. Djuru hingegen wird durch Toumani Diabates Kora veredelt. Aber es wurden auch Gäste eingeladen, die anscheinend nicht so recht ins Konzept passen wollen. So wird das Duo im zentralen Africa vom somalischen Rapper K’Naan unterstützt der sich dann am Ende ein „cool“ nicht verkneifen kann. Tatsächlich ist Africa ein recht rockiges Stück, das mit K’Naanschem HipHop so rein gar nichts zu tun hat, das aber wiederum zeigt, dass sich so scheinbar gegensätzliche Welten wie der des Sangesduos und der des Politrappers doch unter einen Hut bringen lassen. Das gilt auch für Unissons Nous, zu dem der Nigerianer Keziah Jones sowohl Gitarre als auch Gesang beisteuert und das dessen Blufunk mit malischer Songtradition verknüpft. Ganz anders dagegen das Titelstück und I Will Follow You, bei dem Streicher dezent anlkingen und somit für einen melancholischen Grundton sorgen, während Sebeke einen beschwingten Schlusspunkt setzt. Naja, nicht ganz: Warum man im Jahr 2008 Alben immer noch mit Hiddentracks versieht, will mir zwar nicht so recht einleuchten, aber Boula setzt dann zusammen mit dem Ivorer Tiken Jah Fakoly wirklich einen würdigen Abschluss.
Bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass Welcome To Mali nicht nur die konsequente Weiterentwicklung gegeüber seinem Vorgängers ist, sondern auch qualitativ voll und ganz überzeugen kann. In der Tat gibt es bei den 16 Stücken keinerlei Längen und sie zeigen vor allem, dass sie trotz aller Moderne die Herkunft niemals verleugnen. In diesem Sinne: Welcome To Mali!

Discographie

1999 Se Te Djon Ye (nur in Frankreich)
1999 Sou Ni Tile
2000 Tje Ni Mousso
2003 Wati
2005 Dimanche à Bamako
2006 Paris Bamako (DVD)
2006 1990-1995: The Best of the African Years
2006 Les Annees Maliennes: 1990-1995: l’Integrale des Annees Maliennes (Boxset)
2008 Welcome To Mali

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