Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Keziah Jones – Nigerian Wood / Nigerian Funk (2008)

Es ist manchmal schon komisch. Obwohl ich das Album African Spacecraft seit 1995 ganz großartig finde, hat es nie zu einem weiteren Album gereicht. Somit habe ich als Vergleich also nur dieses eine Album und Nigerian Wood unterscheidet sich davon schon deutlich. Das was Keziah Jones einst auszeichnete, die harten perkussiven Anschläge auf der Gitarre, welche die Basis des sogenannten Bluefunk bilden, treten hier deutlich in den Hintergrund. Stattdessen gibt es deutlich mehr Pop, Funk und Soul und ein Dutzend herausragender Songs, was gleich im ersten Stück, dem Titelsong und eine Anspielung auf Norwegian Wood der Beatles, deutlich wird. African Android belebt dagegen den Funk des 90er Jahre Prince während My Kinda Girl auf 60s Pop und Soul setzt. Aber auch komplexere Stücke wie Beautifulblackbutterfly, die noch am ehesten an alte Bluefunk Glanztaten erinnern, funktionieren in diesem Kontext hervoragend. In den Texten geht es zumeist um die Heimat, die Jones mit 11 Jahren verließ, um das Nigeria von gestern und heute, aber auch um Liebesbeziehungen. So vergleicht Lagos vs. New York die beiden Metropolen und stellt schließlich die Frage, ob Lagos das New York der dritten Welt sei. Dazu hört man erneut schweißtreibende Funkgrooves, die an den Funkmeister aus Minneapolis erinnern. 1973 (Jokers Reparations) handelt von der Einführung der Naira als Währung und auch davon, dass Länder wie Nigeria die Leidtragenden der Globalisierung sind.
Nigerian Wood ist in der Tat eine konsequente Weiterentwicklung des Bluefunks der frühen Jahre und betont vor allem auch die Stärken Jones‘ als Songwriter. Dass die Gitarren bei Weitem nicht mehr so dominant sind wie früher, ist überhaupt kein Nachteil, vielmehr wurde hier schlicht und ergreifend alles richtig gemacht.
Die Special Edition des Albums enthält als Bonus ein weiteres Album mit dem Titel Nigerian Funk (Demos), das allerdings nicht die selben Songs in Demoversion enthält, sondern 10 weitere Songs in spartanischen Arrangements, die deutlich mehr dem Bluefunk der Anfänge entsprechen. Meist nur auf Gitarre begleitet mit dem typischen perkussiven Anschlägen zelebriert Keziah Jones hier Stücke wie International Area Boy. Gegen Ende des Albums gibt es dann Nigeria We Hail Thee, das den Stücken des eingangs erwähnten Albums African Spacecraft stilistisch sehr nahe kommt.
Nigerian Wood ist in dieser Kombination sicher eine der Überraschungen des Jahres. Dass Keziah Jones ein gutes Album gelingen wird, habe ich mit schon gedacht, mit solch einem überragenden Werk hätte ich allerdings nicht gerechnet, in diesem Sinne: Nigerian Wood, You got to have wood that’s good…

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