Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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The Fela Originals #5: Yellow Fever / Na Poi

Auch wenn bei den einzelnen Ausgaben dieser Serie meist nicht ersichtlich ist, warum die jeweils ausgewählten Alben kombiniert wurden, so kann das dieses Mal sogar der Laie erkennen. Das Stück Na Poi ist auf beiden Alben enthalten. Ansonsten offenbaren sich dem Hörer die üblichen Fehler: als Autor und Komponist ist durchweg Fela Anikulapo Kuti angegeben, was aber nur für Yellow Fever zutrifft, zu Na Poi Zeiten nannte er sich noch Fela Ransome Kuti, wie man auf dem Cover auch unschwer erkennen kann. Auch die Jahresangabe für Na Poi ist falsch angegeben, das Album wurde in Nigeria nicht 1976 sondern bereits 1971 veröffentlicht, bei Yellow Fever ist sie mit 1976 allerdings richtig angegeben.

Na Poi war in zweierlei Hinsicht ein Novum. Mit dem Titeltrack sprengte erstmals ein Stück den Rahmen einer LP-Seite und wurde auf 1 1/2 Seiten aufgeteilt. Für die CD hat man diese Pause glücklicherweise nicht übernommen und kann Na Poi somit am Stück hören, dessen weitere Neuerung der hörspielartige Anfang war. In Na Poi geht es kurz gesagt um Sex, um das, was Mann und Frau hinter verschlossenen Türen eben so tun, wie man den Titel auch frei übersetzen könnte. Und dabei ist das Stück auch musikalisch ein 25 minütiger Orgasmus auf gewohnt hohem Niveau mit scharfen Bläsersätzen und hypnotischen Rhythmen. Das zweite Stück You No Go Die Unless You Wan Die, auf dem CD Cover übrigens unvollständig angegeben, ist eine nette Zugabe, oder da wir schon beim Sex sind, ein nettes Nachspiel, das allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt.

Yellow Fever aus dem Jahr 1976 ist das schwächere dieser beiden Alben, was vor allem auch an Na Poi 75 liegt, eine Neueinspielung des grandiosen Werkes von 1971, jedoch deutlich kürzer und auch ohne die nötige Schärfe der Originalversion. Der Text ist übrigens derselbe. Warum das Stück damals neu eingespielt wurde, ist mir nicht bekannt, allerdings hat Na Poi neben der sexuellen noch eine andere Bedeutung und thematisiert die zunehmende Urbanisierung vor allem in Lagos auch dank neu gefundener Ölressourcen. Das Titelstück ist eine Attacke auf das Gesundheitswesen, das zwar nicht in der Lage zu sein scheint, Krankheiten wie Malaria erfolgreich zu behandlen, während andererseits aber jede Menge Geld zur Aufbleichung der Haut verschwendet wird. Das sog. Skin Bleaching war zu jener Zeit vor allem bei Frauen sehr beliebt. Auch Yellow Fever fehlt das Ungestüme und Wilde der frühen Aufnahmen. Mitte der 70er setzten Fela und Africa 70 verstärkt auf einen entspannteren, lässigeren Sound, ohne dabei freilich in den Texten an Schärfe einzubüßen.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?