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Miriam Makeba – Live at Bern’s Salonger, Stockholm, Sweden, 1966 (2006)
Dem Schweden Ake Holm ist es zu verdanken, dass diese Aufnahmen 40 Jahre nach ihrer Entstehung veröffentlicht wurden. Die ca. einstündige Show wurde am 03. Februar 1966 in dem barocken Stockholmer Restaurant Bern’s Salonger vom schwedischen Fernsehen aufgezeichnet und 1967 schließlich ausgestrahlt. Der damals 18 jährige Holm nahm die Musik auf, brannte sie Jahre später auf CD und überreichte im Jahr 2002 bei der Verleihung des Swedish Polar Music Prize Miriam Makeba eine Kopie. Daraus entstand schließlich die Idee, die alten Aufnahmen zu überarbeiten und als CD bzw. DVD zu veröffentlichen.
Live at Bern’s Salonger, Stockholm, Sweden, 1966 bietet einen recht guten Überblick über die Anfänge Makebas internationaler Karriere. Geboten werden sowohl englische Stücke als auch Lieder ihrer Heimat Südafrika, der sie 1959 den Rücken kehrte. Unterstützt wurde sie dabei von einer dreiköpfigen Band, die skurrilerweise auf engstem Raum musizierte, obwohl ausreichend Platz vorhanden gewesen wäre, bestehend aus dem brasilianischen Gitarristen und Akkordeonspieler Sivuca, dem Bassisten William Salter, der auch einen Großteil der englischen Stücke geschrieben hat, sowie Leopoldo Fleming Jr. an den Kongas. Schon zu jener Zeit verfügte die Makeba über eine beeindruckende Bühnenpräsenz und sah an diesem Abend in ihrem Leopardenmusterkleid einfach hinreißend aus. Wenn sie dann noch in den Xhosa Stücken Click Song oder Letta Mbulus Oxgam eben jene lauten und für die Sprache Xhosa typischen Clicks erschallen lässt, ist man vollends in ihren Bann gezogen. Aber auch die englischen Stücke wie Ask the rising sun oder das selbst verfasste Oh, so alone singt sie mit einer Hingabe, dass einem abwechselnd ganz warm und kalt ums Herz wird. Gesteigert wird das Ganze dann noch, wenn Sivuca in When I’ve passed on ein trauriges Akkordeon erklingen lässt.
Auch wenn weder Klang noch Bildführung optimal sind, so ist z.B. die Gitarre an manchen Stellen nur schwer zu hören und auch die Kameras waren nicht gerade besonders beweglich, versprühen diese Aufnahmen doch ihren ganz eigenen Charme, wozu sicher auch das Schwarz/Weiß Bild seinen Beitrag leistet.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die beiden Stücke Umqokozo und One More Dance, die ebenfalls Teil der Show waren, aus mir unbekannten Gründen nicht den Weg auf die CD/DVD gefunden haben.
Als Bonus bietet die DVD ein ca. 8 Minuten langes Interview für das schwedische Fernsehen, in dem Makeba vom Leben in den Townships Südafrikas erzählt und davon, dass sie 1959 nach Amerika übersiedelt ist, da schwarze Entertainer in Südafrika nicht mehr auftreten durften, bzw. ihre Musik aus den Radiostationen verbannt wurde (Makeba kehrte erst in den 90er Jahren nach Südafrika zurück). Eingerahmt wurde das ganze durch zwei Studioauftritte mit den Stücken Khawuleza und Oxgam, die besser klingen, als die Aufnhamen des Konzertes.
Wer eine technisch hochkarätige DVD mit Dolby Surround und sonstigem zeitgemäßen Schnickschnack erwartet, liegt hier sicher falsch. Allen anderen sei diese DVD wärmstens ans Herz gelegt.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?