Re: The Sound of German HipHop

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cassavetes

Registriert seit: 09.03.2006

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Banana Joe…oder Tengo DiNero. Noch letztens sah ich ihn mit dem Ferrari durch Iserlohn fahren.

Das war ein Ford Fiesta Baujahr 1995! Ich habe den nur tiefer gelegt. ;-)
Nächstes Mal also bitte genauer hinschauen. (Aber die Blondine auf dem Beifahrersitz war nicht schlecht, oder?)

Banana JoeMal im Ernst, weshalb stellt das ein Problem für Dich da? Fehlende Motivation?

Künstler sollten für ihre Kunst auch entsprechend entlohnt werden.
Gerade aber im HipHop ist es so, daß die jungen Leute, die das ja eigentlich im großen Stil finanzieren sollten (denn unsereins, der auch jenseits der 25 noch Rap hört und so ’ne CDs kaufen geht, bildet bekanntlich eher eine Ausnahme als die Regel), ihr Geld mittlerweile lieber für neue Handys und Klamotten ausgeben als für Deutschrap-CDs. Die CD-Verkaufszahlen sind heute einfach extrem weit von dem entfernt, was noch zur Boomzeit 1997-2000 umgesetzt wurde.
Den jugendlichen HipHop-Head, der auf eine neue Stereoanlage spart, mußt du mir mal zeigen. Ich sehe immer nur, daß es um Caps, Sneakers und Shirts geht. Was ich frustrierend finde, denn ich als Backpacker der alten Schule kann mich noch an eine Zeit erinnern, wo es egal war, wie man rumlief – HipHop war damals noch mehr als eine Kleidungslinie.
Und dann, wenn das mit der Musik nur noch alles über Tauschbörsen, Rapidshare etc. geht und der Künstler am Ende in die Röhre schaut, brauchen sich die Kids auch nicht zu wundern, wenn etwa jemand wie Bass Sultan Hengzt das Rappen über kurz oder lang ganz an den Nagel hängt, weil der Aufwand einfach in keinerlei Relation mehr zu dem steht, was man als Künstler am Ende davon hat.
Darum ist Rap in Deutschland zu über neunzig Prozent auch immer noch entweder a) eine reine Fan-Angelegenheit (von Leuten, die das nur zum Spaß machen, aber einen anderen Vollzeitjob haben, um sich über Wasser zu halten – bsw. Taktlo$$ oder Rhymin Simon) oder b) ein reiner Kindergarten (von jugendlichen Nachwuchs-Spittern, die alle von der großen Karriere träumen, die aber nur einer von zehntausend von ihnen hinbekommen wird).
Eine Professionalisierung des Betriebes würde dem Ganzen jedenfalls in meinen Augen gut tun – ohne Knete ist die jedoch nicht zu erwarten, da bleibt das alles weiter auf diesem Royal-Bunker-Freizeittreff-Niveau.

Einzige erkennbare Ausnahme: Aggro Berlin. Man mag von der Mucke des Labels halten, was man will, aber sie sind die Einzigen, die einen HipHop-Hintergrund besitzen, somit real sind, und es zugleich auf die Reihe kriegen, professionell zu arbeiten, d.h. sie haben Vertriebsstrukturen aufgebaut und verfügen über PR-Maßnahmen wie Kampagnen und Videos, die qualitativ mit vergleichbaren internationalen Künstlern mithalten können.
Solche Strukturen müssen aber unbedingt aus der Szene heraus entstehen, denn für die Major-Labels sind Rapper doch nur kurzfristige Investionen, um nicht zu sagen: Melkkühe, die sich bitteschön ohne großen Aufwand ruckzuck refinanzieren sollen.
Wenn jedoch selbst ein Major wie Sony BMG es nicht mal gebacken kriegt, ihren gehypten Massiv über Platz 55 der Charts hinauszubugsieren (sogar der „Stone“ berichtete), dann spricht das wohl Bände.
(Massivs neuen Label-Kollegen Bushido lasse ich auch mal außen vor, der hat zum einen von Aggro gelernt und sich zum anderen beim Major recht geschäftstüchig als Bravo-Rapper für die 12-15jährigen neu erfunden. Seinen heutigen Erfolg hat er meiner Ansicht nach nicht wegen, sondern trotz Universal.)