Re: The Sound of German HipHop

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cassavetes

Registriert seit: 09.03.2006

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@ Meister Eder
Bezüglich deiner Anfrage zu Manny Marc: Ich weiß ja nicht, was genau du wissen willst über ihn, deshalb kriegst du hier einfach mal einen Kurzabriß über den Mann. Hoffe, das ist okay. Bei weiterem Klärungsbedarf: einfach fragen. Dafür bin ich da. :wave:

Also…
DJ Manny Marc (Jahrgang 1980) war Gründungsmitglied der Straßengang Berlin Crime (BC), die sich besonders aufs Bombing (also überall ihren Graffiti-Schriftzug draufklatschen) und Kaputthauen/Randalieren verstand. In den Jahren um ca. 1997 rum waren die ziemlich berühmt-berüchtigt an der Spree, hingen in Abrißhäusern auf der (damals noch nicht so toll sanierten) Friedrichstraße ab und lieferten sich gern auch mal heiße Steinwurf-Gefechte mit der Berliner Polizei. In ihren besten Zeiten hatte BC eine geschätzte Mitgliederzahl von 150 Chaoten. Zudem gab es auch noch eine Art „Jugend-Abteilung“ von BC namens TMR (Terminators) für die „lieben Kleinen „(von 12 etwa bis 15 ca.), der unter anderem Bass Sultan Hengzt und Tony D angehörten.
Von den BC-Mitgliedern taten sich ab Ende der 90er auch immer mehr als Rapper hervor, erst als Freestyler (allen voran MC Bogy) auf Jams und Open-Mic-Veranstaltungen wie dem Royal Bunker, später dann auch auf mit spärlichen Mitteln aufgenommenen 4-Track- bzw. 8-Track-Home-Recordings. Die treibende Kraft dahinter, weg von der Randale, hin zur Mucke, war wohl eindeutig das BC-Mitglied Frauenarzt. Auf seinem ersten Tape von 1998/99, „BC“ (später wiederveröffentlicht als „Untergrund Album 1999“), war dann auch schon die Kerngruppe des späteren Bassboxxx-Clique-Umfelds vertreten – also Leute wie Mr. Long, MC Basstard, Bogy, Mach One (in dessen Studio damals viel aufgenommen wurde)… und eben auch Manny Marc, der sich in erster Linie bis heute noch als DJ und Entertainer, nicht so sehr als Rapper versteht, obwohl er in letzter Zeit auch immer wieder am Mikrofon mit seinen Sprechgesangseinlagen zu hören ist.
Von Manny Marc gibt es ein Solo-Album „Verbrechen lohnt sich“, außerdem hat er viel mit Frauenarzt zusammengearbeitet (es gibt von den beiden zwei Kollabo-Platten, das Album „Berlin bleibt Untergrund“ und das gleichnamige Mixtape – außerdem auch noch bisher vier sogenannte „Wixtapes“) und in letzter Zeit entstehen auch vermehrt Produzentenalben in Gemeinschaftsarbeit mit DJ Reckless, auf denen zahlreiche Berliner Untergrundrapper vertreten sind. Zu nennen wären da die drei Konzeptalben „HipHop ist tot“, das Horrorrap-Album „Horror Party“ und die mit Corus 86 zur WM entstandene Fußball-Party-Platte „Deutschland ist Weltmeister“.
Der aktuelle Manny-Marc-Release ist das „Dobermann Demotape Part 1“, eine Mischung aus Produzentenalbum und Ich-lasse-Freunde-von-mir-über-meine-käuflich-zu-erwerbenden-Beats-rappen-Demonstrations-Veranstaltung.
Die Manny-Marc-Sachen sind sehr old-schoolig und sehr untergrund-mäßig. Die Beats kommen aus dem 808 und 909, und Miami Bass und Electro in feinster 80er-Jahre-Manier wird (besonders in der Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner DJ Reckless) immer noch schwer gefeiert. Pop-HipHop geht jedenfalls anders.
Bis heute ist Manny Marc auf Berliner Jams und HipHop-Konzerten als Live-DJ vertreten. Er ist zwar nicht unbedingt einer der versiertesten seines Faches, aber doch mit Abstand einer der unterhaltsamsten und engagiertesten (legendär sein Headspin auf dem Turntable und ähnliche Aktionen). Wenn die Mitglieder der Bass Crew (Frauenarzt, Basstard, MC Bogy) irgendwo auftreten, kann man eigentlich sicher davon ausgehen, daß Manny Marc hinter den Turntables steht.

So, ich hoffe, das hat dir jetzt irgendwie weitergeholfen. (Hab mal eben alles zusammengeschrieben, was mir so spontan eingefallen ist.)

Gruß, Cassa :wave: