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Für alle, die nicht so drin sind in der Materie, aber gerne was dazu erfahren möchten, hier mal ein recht vernünftiger Aufsatz zum Thema (ganz gangster-like von mir aus „Wikipedia“ geklaut):
Als Deutscher Hip Hop wird Hip-Hop-Musik bezeichnet, die in Deutschland produziert wird. Nicht immer sind seine Protagonisten aus Deutschland oder rappen in deutscher Sprache.
Aktiv waren deutsche Hip-Hopper seit den 1980er-Jahren, als der Hip Hop noch eine reine Undergroundbewegung war, sehr politisch und musikalisch rauh (Cora E. und Advanced Chemistry). Erst durch Die Fantastischen Vier und dann das Rödelheim Hartreim Projekt wurde deutscher Hip Hop und Rap ein Thema für die Charts. Obwohl die Fantastischen Vier vielfach als „Poprapper“ geschmäht wurden, stellte ihre Musik für viele den ersten Kontakt mit Hip Hop in der eigenen Sprache dar und leistete so Pionierarbeit.
Die Erfolge der Hamburger Szene bauten darauf auf, durch sie wurde der Ton erheblich lockerer (Fettes Brot, Absolute Beginner, Dynamite Deluxe und 5 Sterne Deluxe), geriet gelegentlich bis ins Banale. Um 2000 waren es vor allem sie, die auf breiter Linie den Durchbruch in die Charts schafften. Andere Rapper etablierten sich in den 1990er Jahren lokal in ihren Städten und mit Sabrina Setlur und anderen auch immer wieder deutschlandweit in den Charts.
In den USA wird der deutsche Hip Hop nur selten ernst genommen. RZA vom Wu-Tang Clan erklärte 2003, der deutsche Hip-Hop stehe dort, wo der amerikanische vor 10 Jahren gewesen sei.
1980 – 1990
Durch die Kommerzialisierung des Rap in den USA gelang Rap und Hip Hop Anfang der 80er-Jahre auch nach Deutschland. Er verbreitete sich durch Platten, Filme und durch amerikanische Soldaten, die hier stationiert waren. Durch Filme wie Wild Style und Beat Street wurden immer mehr Jugendliche zum Breaken, Sprayen oder Rappen animiert. So entstand Anfang der 80er in Deutschland eine Hip-Hop-Welle.
Nachdem diese Mitte der 1980er wieder abgeflaut war, blieben nur noch vereinzelt interessierte Hip-Hopper übrig. Sie kennzeichneten sich durch ihren Kleidung, begannen Gleichgesinnte zu suchen und fingen an, Hip-Hop-Jams zu veranstalten. Dies waren Partys, welche in Jungendzentren oder zu Hause veranstaltet wurden und zu denen Hip-Hop-Interessierte aus der Region oder ganz Deutschland kamen. Dort versammelten sich die Sprayer, Breaker, DJs und eben auch Rapper. Sie zeigten sich gegenseitig was sie konnten und tauschten sich aus. Durch diese Jams bildeten sich immer wieder neue Kontakte und die Community wurde größer. Es entstand ein Netzwerk, das ganz Deutschland umspannte und immer mehr Leute auf Jams zog.
Die ersten Rapper fingen an, auf Jams in Englisch und über amerikanische Beats zu rappen. Denn in der Deutschen Sprache zu texten war Tabu, da es durch den Schlager und die Neue Deutsche Welle (z. B. Falcos Kommissar) nichts Neues war und als altmodisch galt. Niemand wagte anfangs auf deutsch zu rappen. Dann begann Torch – ein Mitglied der Heidelberger Rap Crew Advanced Chemistry – auf einer Jam auf Deutsch zu freestylen. Freestylen, ist ein einfacher, improvisierter Text, der „live“ entsteht. Am Anfang freestylte Advanced Chemistry noch auf Englisch wie alle anderen, aber sie redeten, was neu war, zwischen den Freestyles mit dem Publikum auf Deutsch. Später fing Torch auf einer Jam an – ohne dass die Gruppe es vorher wusste – einfach spontan auf Deutsch zu freestylen. Die Zuhörer waren begeistert, wohl da sie jetzt auch besser verstanden hatten was er sagte und sich dadurch stärker angesprochen fühlten. Von nun an rappte er immer häufiger auf Deutsch und sein Name wurde innerhalb der Szene bekannt. 1988 schrieb er seinen ersten Text auf Deutsch. Im Rahmen der Deutschen Wiedervereinigung 1989 sahen viele einen stärker werdenden Rassismus in Deutschland. So fingen die Rapper an über dieses Problem zu schreiben, da viele Immigrantenkinder waren.
1990 – 1995
In den 1990er Jahren etablierte sich Rap in der Gesellschaft und immer mehr Rapper tauchten aus dem Untergrund auf. So auch die Band Die Fantastischen Vier, vier Stuttgarter die mit Nonsenstexten und Spaßrap in die Charts einstiegen und Deutschrap auch außerhalb der eigenen Reihen bekannt machten. 1991 veröffentlichten sie ihre erste LP Jetzt geht’s ab. Dadurch, dass niemand in der Szene vorher etwas von ihnen gehört hatte und sie auch nie zuvor auf einer Jam aufgetreten waren, wurden sie dort zunächst nicht ernst genommen. Doch dann belegten sie mit ihrer Single Die Da?! im Jahr 1992 Platz eins der Charts. Dies sorgte für Aufruhr innerhalb der Hip-Hop-Community, da sie zum einen deutsche Texte hatten die Spaß bringen sollten und zum anderen durch das Plattenlabel Sony/Columbia verlegt wurden und daher als Kommerz galten. Das war zur damaligen Zeit unter den Hip-Hoppern ein Tabu, da es in den USA eine Keep it real is the deal-Haltung gab, die gegen kommerziellen Verkauf war. Diese antikommerzielle Haltung wurde auch in Deutschland übernommen. In Amerika war sie aber schon längst überholt.
Bis 1995 tauchten keine Deutschrap-Alben mehr in den Charts auf. Rap entwickelte sich im Untergrund weiter und spaltete sich in die Neue Schule und die Alte Schule. Die Alte Schule, die Mitbegründer und „Aufbauer“ von Rap in Deutschland, warf der Neuen Schule vor, sie zu übergehen und Hip Hop nicht ernst zu nehmen. Die Alte Schule, die unter anderem aus den Gruppen Cora E., den Stieber Twins, und natürlich Advanced Chemistry bestand, hatte eine deutlich politischere Haltung. So veröffentlichte Advanced Chemistry 1992 das erste wirkliche Deutschrap-Album Fremd im eigenen Land mit der gleichnamigen Single, worauf der in Deutschland vorherrschende Rassismus und die Identitätsfindung der gesellschaftlich benachteiligten Migranten thematisiert wurde. Die Absoluten Beginner veröffentlichten 1993 K.E.I.N.E, in diesem Song ging es im Groben darum, dass die Polizei überall war, nur nicht da wo sie sein sollte.
Dagegen galten die Protagonisten der Neue Schule, zu der unter anderem Die Fantastischen Vier, Main Concept, Fettes Brot und Der Tobi und das Bo zählten, als Bands, die nur den Anspruch hatten, Spaß zu bringen. Sie rappten über scheinbar belanglose Dinge und hatten vorrangig Texte mit Wortwitz und Ironie.
Trotz der Kritik an der Neuen Schule ebnete gerade diese den Weg aus dem Untergrund für die anderen. 1995 erschien die Single Nordisch By Nature von Fettes Brot in den Charts. Wurden die Fantastischen Vier früher nicht akzeptiert und gedisst, so werden sie heute auch von den meisten Hip-Hoppern der Alten Schule akzeptiert oder zumindest ignoriert.
1995 – 2000
In den Jahren von 1995 bis 2000 war Rap in Deutschland auf dem Höhepunkt. Es erschienen immer mehr Platten, der Markt wurde regelrecht überschwemmt. Im Zuge dieses Booms kamen immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche zum Hip Hop. In größeren Städten, vorwiegend Hamburg, Stuttgart und Berlin, entstanden Hip-Hop-Zentren.
Da es nun so viele Veröffentlichungen gab, entwickelten sich auch verschiedene Styles, die sich von der Alten und Neuen Schule unterschieden. Die wichtigsten Veröffentlichungen dieser Zeit waren unter anderem von den Absolute Beginner Bambule (1998), von den Stieber Twins Fenster zum Hof (MZEE, 1997), vom Freundeskreis Die Quadratur des Kreises (1997) und außerdem das Album Deluxe Soundsystem (2000) von Dynamite Deluxe. Diese Künstler unterschieden sich in ihren jeweiligen Styles.
Es gab den Battle Rap, der eine Fortsetzung des Battlefreestylens war, welches schon früh auf Jams praktiziert wurde. Dort standen sich Crews oder Solokünstler gegenüber und warfen den anderen reimende Vierzeiler an den Kopf, die diese durch Spott und Wortwitz schlecht machen sollten. Das Publikum entschied dann wer der Bessere war. Auf Platte setzten die Künstler das fort und versuchten so, einen imaginären Gegner nicht mehr nur zu übertrumpfen, sondern durch Worte zu verletzen. Sie benutzten Metaphern und warfen mit Schimpfwörtern um sich.
Eine andere Art des Raps war der Polit Rap. In den Texten machten die Künstler auf Probleme in Deutschland oder in der Welt aufmerksam. Im Gangsta Rap bauten sich die Künstler ein imaginäres Ghetto auf und erzählten, was dort alles passiert und wie hart sie doch sind. Dadurch, dass sie über sehr harte Beats ihre Texte rappten, wirkten sie aggressiv. Dies galt vielen als lächerlich, da in Deutschland keine richtigen Ghettos im US-Sinne existierten.
Durch den Boom gab es zwar immer mehr Rapper und Hip-Hop-Konsumenten, aber es entstand nichts wirklich Neues und Innovatives. Um das Jahr 2001 endete dieser Boom allmählich und die Anzahl der Neuveröffentlichungen sank. Ähnlich wie bereits Anfang der 1980er-Jahre schrumpfte die Community. So entwickelte sich Rap wieder im Untergrund weiter und Jugendliche, die Interesse daran hatten, „bauten“ zu Hause Beats und schrieben Texte. Durch das Internet ist die Kommunikation untereinander einfacher. Auf Jams die heute veranstaltet werden, stehen nicht mehr alle vier Elemente des Hip Hop im Mittelpunkt, sondern vorwiegend der Rap.
2000 bis heute
Heute hat sich der Rap in Deutschland weiterentwickelt, Rapper wie Curse, Samy Deluxe oder Afrob beherrschen Sprache und Sprechwerkzeuge oft schneller und genauer als ihre Vorgänger. Populäre Rapper türkischer Herkunft sind Kool Savas, und Eko Fresh. Sie repräsentieren mit ihrem Stil größtenteils die Battlerapszene. Repräsentativ für politisch und sozialkritisch motivierten Rap lassen sich in Deutschland Freundeskreis mit Max Herre, Advanced Chemistry mit Torch, Samy Deluxe und Curse nennen.
Um 2002 ließen die Bands des Berliner Labels Aggro Berlin mit einem extrem asozialen Stil aufhorchen, der sich fast antipodisch zum entspannten Stil der Hamburger Szene verhält. Das Debütalbum von Sido wurde von vielen Kritikern als erstes deutsches Hip-Hop-Album bezeichnet, da es wieder vorrangig um die Themen der sozialen Unterschicht geht, die in plakativer Sprache, oft sexistisch und gewaltverherrlichend, behandelt werden. Aus Frankfurt kommt der Rapper Azad, der mit seinem dritten Album Der Bozz direkt in die Top 10 der deutschen Charts einstieg. Seit geraumer Zeit fällt auch auf, das gerade Immigranten die deutsche HipHop Szene dominieren.
Immigrantenkinder wie Kool Savas, Bushido, Azad, Charnell oder Eko Fresh gehören in der Szene zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands. Der Beef, öffentliche ausgetragene Rivalitäten zwischen den Rappern, verbreitet sich ähnlich wie vor einigen Jahren in den USA auch in Deutschland: Azad beispielsweise verprügelte Sido nach einem seiner Auftritte, da dieser sagte: „Wenn Azads Mutter hier wäre, würde ich sie sofort ficken.“ Seitdem haben die beiden immer noch großen Streit miteinander. Allgemein ist zu der jüngsten Entwicklung des deutschen Raps zu sagen, das er in vielerlei Hinsicht kommerzialisiert wurde, ähnlich wie in den USA etwa 10 Jahre früher.
Props an den unbekannten Verfasser