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weilstein
PS: Ich halte ihn weder für unironisch, noch für einen Moralisten. Und: warum selbstgerecht?
Für diesen Clip und diesen Song trifft das alles zu. Am Text ist nichts ironisch, er singt nicht für Konzerne und nicht für Politiker, stattdessen postuliert er: „I got the real thing“. Das würde ich eine moralische Position nennen. An und für sich respektabel. Nicht nur leicht unangenehm wird das ganze aber durch das Ausspielen unterschiedliche Ästhetiken, das ganze „ehrliche Rocker und kernige Jungs an der Theke“-Zeug gegen tanzende Megastars und parfümierte und toupierte Gecken. Damit hat er dem etwas beschränkteren Teil seines Publikums nun wirklich alle Klischees zugespielt.
Es gibt viele Gründe, Michael Jackson und die grenzenlose kommerzielle Ausschlachtung des Pop in den 80ern zu kritisieren. Aber Young fällt dazu nichts anderes ein, als sich darüber lustig zu machen, dass ein anderer Sänger sich bei einem Auftritt Verbrennungen zugezogen hat. Wenn Young das gleiche passiert wäre, hätte das für irgendjemanden Unterhaltungswert gehabt? Sicher nicht. Das Gefühl der eigenen moralischen Überlegenheit lässt Young hier in primitive Häme abgleiten und ein bestimmter Teil seines Publikums applaudiert ihm dafür auch. An dem Punkt wird für mich aus einer legitimen Haltung Selbstgerechtigkeit. Ich will das nicht für Young und sein Gesamtwerk verallgemeinern, aber damit hat er sich keinen Gefallen getan.
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