Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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friedrich

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pinchSolltest Du irgendwann mal ein Buch von Thomas Pynchon lesen, wirst Du merken, das PT Anderson die Herangehensweise und den Spirit dieses Autors adäquat eingefangen hat. Hie wie dort geht es nicht primär um einen konventionellen Handlungsbogen, sondern um die Lust am Fabulieren, dem Zelebrieren von Momenten, um schräge Charaktere, die nicht zwangsläufig irgendwelchen Stereotypen entsprechen etc. Kurz: bei PT Andersons Film schaut man auch um des Sehens willen, bei Pynchon liest man um des Lesens willen.

Das glaube ich Dir. Nur interessiert mich das nicht. Ich werde darum wohl auch kein Buch von Thomas Pynchon lesen.

Mir kam es so vor, dass Inherent Vice in Klischees verfiel: Der kiffende Späthippie, der asiatische Massagesalon, der zwielichte Anwalt, der eiskalte Cop, verrückte Bösewichter, dubiose Immobiliengeschäfte, Drogenhändlerringe, etc. ff. Tausendmal gesehen und hier noch mal als beschränkt witzige Nummernrevue aneinandergereiht und zur Aufführung gebracht. Man kann das als zweimal um die Ecke gedachte postmoderne Selbstreflexion des Kinos interpretieren und schätzen. Mich erreichte das aber nicht. Weniger als die Summe seiner Einzelteile.

pipe-bowlIn den letzten Tagen habe ich vier Filme gesehen, zwei davon als wiederholten Versuch, den Filmen etwas mehr abzugewinnen und zwei zum ersten Mal. Wirklich Prickelndes war nicht für mich dabei.

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014 / Alejandro González Iñárritu) **1/2
From dusk till dawn (1996 / Robert Rodriguez) **1/2

Ich finde BIRDMAN ist ein sehr schöner Film über Glanz und Elend, Aufstieg und Fall in Hollywood und das Altern. Michael Keaton (of BATMAN fame) hier ganz großartig in einer wirklich selbstreflexiven Rolle.

FROM DUSK TILL DAWN: Nochmal selbstreflexives Kino, das wirklich kein Klischee auslässt, alles bis über den Anschlag hinaus übertreibt und sogar mitten im Film völlig überraschend die Genres vom Gangsterfilm zum Vampirfilm zum Splattermovie wechselt. Selten so gelacht!

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)