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Napoleon Dynamite
Saul fia von László Nemes JelesZwiespältig.
ich habe den film auch vor zwei tagen geschaut und teile deine ansicht. ich war von vornherein skeptisch, da ich einer künstlerischen herangehensweise, die auf unmittelbarkeit, vermeintliche authentizität und damit nachfühlbarkeit setzt, für einen film, der den holocaust thematisiert fragwürdig bis falsch finde. dies hat sich leider dann auch für mich bestätigt. anfänglich fande ich den einsatz der künstlerischen mittel, d.h. vor allem die arbeit mit extremer unschärfe des hintergrundes bei gleichzeitigem fokus auf den protagonisten saul recht gelungen, da ich den eindruck hatte, dass damit – in einer art versuchsanordnung – die schwierigkeit der darstellbarkeit implizit filmisch reflektiert wurde. leider hält der film dieses ästhetische prinzip nicht durch, sondern wechselt dann doch zwischen protagonisten und darstellungsweisen hin und her.
gelungen war die darstellung des auf perverse weise durchrationalisierten und organisierten arbeitsablauf im kz. dadurch, dass die kamera immer sehr nah an den protagonisten sich entlangbewegt und das klaustrophobische 1:37:1 wenig blickmöglichkeiten bereitet, wird das system der einzelnen arbeitsorganisationen im lager, ihre einzelnen abgeschlossenen kleinteiligen bereiche, dahingehend adäquat dargestellt. in dem sinne nämlich, dass sowohl der betrachter als auch die dargestellten figuren nie einen überblick über die gesamte tötungsmaschinerie erhalten. leider geht der film ganz in holocaust-film-tradition dann auch noch dazu über eine „besondere“ geschichte erzählen zu müssen – als wäre nur dies interessant…
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