Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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gypsy-tail-wind
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In Sachen Amour fou, der Film will mir nicht aus dem Kopf: in mancher Hinsicht erinnert er mich stark an Vardas perfides Meisterstück „Le Bonheur“ – das fängt natürlich schon mit dem zynischen (wirklich?) Titel an. Enorm eindringlicher Film, mit dieser „voll drauf halten“-Kamera, den statischen Sets, die aber immer sehr kunstvoll ausgespielt werden, in die Tiefe gehen, sich öffnen, mit gestaffelten Ebenen und geschickt verteilten Figuren … dass das manchmal wie abgefilmtes Theater wirkt, wie Tableaus, verstärkt nur die Wirkung. Ganz toll auch die Szene am Schluss, wo Paulinchen ein letztes Mal ans Clavichord sitzt und dieses Lied singt, das dann von Beethoven stammt (aus „An die ferne Geliebte“, ein paar Jahre nach Kleists Tod komponiert), mit den Zeilen, die aus dem Mund des Kindes, dessen Mutter gerade umgekommen ist, etwas Abgrundtiefes haben.

Hin zum sinnigen Wald
Drängt mich Liebesgewalt,
Innere Pein
Ach, mich zög’s nicht von hier,
Könnt ich, Traute, bei dir
Ewiglich sein!

Aber „Das Veilchen“, das Lied Mozart über einen Text von Goethe, das mehrmals erklingt, ist geradezu unheimlich in diesem Kontext. Und dann die abstruse Mozart’sche Schlusszeile: „Das arme Veilchen! es war ein herzigs Veilchen.“ Ja, war es.

(Übrigens unterschlug ich gestern als weitere Produktionsländer Luxemburg und Deutschland, pardon.)

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