Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) › Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)
SPRING BREAKERS (Harmony Korine, 2012)
[spoiler]Rewatch. Aus meinem Mund ist das nicht viel Wert – mein Fundus ist dafür viel zu klein – aber ich glaube, das könnte mein liebster Film sein. Vier Mädchen, die sich zum Spring Break aufmachen, viele Drogen, viel nackte Haut, Schießereien und Bandenkriege – das klingt erstmal nicht unbedingt originell, aber Korine macht etwas Einmaliges daraus – mir rammt es den Film wie eine Pistolenhülse durch die Psyche. Es gibt viele Gründe dafür, einige sind technischer Art – die intensiven Bildaufnahmen, speziell die Farbgebungen, die so unwirklich, sinnlich und schön sind, die Lichtquellen, die Korine wählt, das Spiel mit sich wiederholenden Wörtern, die Perspektiven der Kamera, die Schnitte, vom Abdruckklang begleitet, das beständige Spiel mit Kontrasten und Betäubungsmomenten, unbedingt auch die Musik – ich weiß nicht, wann zuletzt so beängstigend präzise Töne und Bilder harmoniert haben. Wie auch bei KIDS mag ich aber auch die Erzählweise und die ganze Entwicklung der Story – nüchtern, aber in die Extreme fallend. Korine stilisiert hier weder ein paar plumpe Collegegören, noch vier Antiheldinnen, sondern Menschen mit verschiedenen Gesichtern, die verletztlich sind, wahnhaft, naiv und abgebrüht, kühn und kindisch. Auch die Lords der Straßen: Abstoßend, sexistisch und größenwahnsinnig entwickelt man doch gleichsam Mitleid und Verständnis für sie, man mag sie sogar zuletzt. Ich schätze gerade, dass Korine nicht nur hölzerne Hüllen präsentiert, sondern die Wahnhaftigkeit und Widersprüchlichkeit der Welt in den Personen und ihren Handlungen zeigt. Ein Rausch der Sinne. „Spring breakers“ fixiert für ein paar Momente die Zeit und das ist vermutlich mehr als Kunst überhaupt leisten kann. Es gibt unzählige Szene, die ich umwerfend finde: Die am Klavier, als vor lilanem Himmel die Gewehre tanzen, während „Everytime“ von Spears so anmutig wie nur irgendwie möglich klingt, wo Blut über den Boden tropft und alles ein wenig an Kontur verliert – das ist vermutlich aber die schönste von allen.
--
Hold on Magnolia to that great highway moon