Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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latho
No pretty face

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Napoleon DynamiteIch kann das gut verstehen. Ford besaß eben einen Impuls, der sowohl radikal als auch volkstümlich war – diese Balance findet man immer in seinen Filmen (der Comic Relief im zappendusteren „The Searchers“). Mit Zanuck hatte er jemanden, der von Massenwirksamkeit mehr verstand als jeder andere, aber auch künstlerische Sensibilität besaß. Würde man solche Leute aus heutiger Sicht substrahieren, käme wahrscheinlich ein intensiveres Autorenkino heraus, aber der Impact wäre weitaus geringer gewesen.[…]

Ford schien ja nichts gegen Zanucks Einwände gehabt zu haben, wobei der seine Kritik für Hollwood-Produzenten auch unüblich sehr sanft verpackt hat.

pinchJa, hier!!! Selznick war ohnehin einer der größten und kreativsten Mogule währned der großen Zeit des Studiosystems. Ein eigensinniger Ästhtet, der sich dadurch vom Gros der zahlreichen Geschäftsmenschen unterschied.

Ja, der pink-farbene Berg ist von ihm. Und letzten Endes ist Selznick die Klammer, die den Film (Duel) zusammenhält. Muss ich mal wieder sehen.

pinch
Napo hat aber ebenfalls recht, wenn er schreibt, dass MY DARLING CLEMENTINE auch im Theatrical Cut unvergleichlich großartig ist.

Ja, wie oben geschrieben, mich hat er wohl damals auf dem falschen Fuß erwischt. Für mich hätte es beispielsweise das Duell am OK Corral gar nicht geben müssen, ich hätte Fonda stundenlang zusehen können, wie er auf seinem Stuhl kippelt oder

Napoleon DynamiteLogo. Dass das Herz eines jeden Filmes eine Tanzszene sein sollte, ist ja auch noch bis heute gültig.

wie er tanzt (dieses seltsam steife, eckige, ist das von Fonda?)

pinch
John Ford sah sich ja selbst nie als Künstler. Wenn man das berühmte Bogdanovich-Interview mit ihm kennt (was ich bei euch beiden, Latho und Napo, natürlich voraussetze), kann man gut sehen, wie sehr ihm daran gelegen war, alles Artifzielle beseite zu schieben um ja nicht als sensibler Auteur, der er letztlich aber war, dazustehen (Zanuck leistete ihm in dieser Hinsicht wahrscheinlich willkommene Dienste, wenn er ihn wieder auf den etwas konevntionelleren „Boden der Tatsachen“ zurückholte). Auch das macht einen Großteil des Reizes seiner Filme aus – je volkstümlich, desto schöner. Stepin Fetchit war bspw. so eine Koryphäe aus der Ford-Stock-Company, die alles auf den Kopf stellte, was Maskulinität und Heroismus anbelangt.

Yep, genau so. Und nicht nur in dem Film-Interview, auch sonst wollte Ford jeden Eindruck vermeiden, er wäre „Künstler“ – das dürfte der Umgebung von Leuten wie Wayne (der eigentlich genau so war: rechtsradikale Säufer und Raubauz einerseits, Künstler andererseits) oder Ward Bond (meines Wissens nur rechtsradikaler Säufer) gelegen haben. Und an seinem Selbstverständnis als man of the people.

Zu Clementine sagt Ford im übrigen in dem Interviewband mit Bogdanovich auch nichts negatives über den Film (also zB über die Änderungen).

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.