Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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lathoKlar, wobei ich Black Mass noch nicht gesehen habe. Ich bin kein allzu großer Depp-Fan, mir kaspert er zu oft herum. Wenn das nicht stört wie bei The Lone Ranger, ist es ja ok. Sonst muss ich bis zu The Libertine zurück gehen, um einen Film zu finden, in dem mir Depp gefallen hat (wenn die goldene Nase nicht als Kasperei gilt).

Genau das :-) Nein, das war von der Optik mal etwas anderes, prima vor der Blade-Runner-Optik von Shanghai gedreht.
Generell: Ich finde Bond als Figur überholt. „Modernisierungen“ haben ja eigentlich nur dazu geführt, dass Bond, vor allem Craig, heutzutage nur noch ein 08/15-amerikanischer Actionheld mit leichtem englischem Akzent ist. Dazu die ganzen „emotionalen“ Szenen, das Landhaus (klar, nur so werden Briten groß), der tragische Tod von Judi Dench, den ich begrüßt habe, denn die hat mich ja nur genervt mit ihrer bitchiness. Früher hatte Bond Stil, inzwischen läuft er den halben Film unrasiert und ohne Krawatte herum. Man verstehe mich nicht falsch, will man dem Publikum entgegen kommen, muss man so etwas wohl machen: Für die männlichen Zuschauer ein bisschen Aktion und bloß keine Krawatte, für Frauen etwas „Emotion“, um sich der Figur verbunden zu fühlen. Dazu eine Regie von Mendes, der höchstens ein braver Handwerker ist.
Bond ist für mich immer eine Art Don Draper mit Knarre und wirklichem Stil gewesen. In der Kriegs- und Nachkriegszeit spielten sich Spionage-Geschichten eben in schönen Grand Hotels ab, da ist man besser passend gekleidet. Man lässt Sottisen vom Stapel, wenn man gerade mit dem Gegner kämpft und behandelt Frauen leicht herablassend, ist aber hinter ihnen her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Und seinen Job macht man „for England“, weil’s eben sein muss und lässt diese dämlichen Rache-Motivationen weg, das ist eher etwas für den dicken Steve Seagal. Kurz: Bond ist etwas aus den 50ern, frühen 60ern, der ist keine moderne Figur, man läßt heute auch nicht mehr Bogart im Trenchcoat oder Wayne mit seiner herrischen Attitüde auf die Leinwand. Meine Empfehlung wäre, einen Bond in den 50ern zu drehen, da passt er hin. Skyfall war ein Versuch, ein bisschen an die alte Zeit anzudocken, aber eben nur halbherzig.

Da steht viel wahres, und doch erwähnst du nur einen Bruchteil dessen, was Skyfall zu einem richtig schlechten Film macht. Zusammenfassend kann man sagen, daß Drehbuch ist grauenvoll. Natürlich könnte ich jetzt hingehen, und das ein wenig an etlichen Szenen ausführen, aber das ist mir dieser Film wirklich nicht wert. Am stärksten bemerkbar macht sich das schwache Drehbuch jedoch in Bezug auf Bonds Gegenspieler Silva, der als genial präsentiert wird und tatsächlich nur ein echter Depp ist, da er seine Fähigkeiten immer nur für ziemlich lahmen Schnickschnack nutzt. Und das, obwohl er scheinbar hellsehen kann, denn anders wären seine Pläne oft nicht erklärbar.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame