Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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candycolouredclown
Moderator

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Beiträge: 19,052

KrautathausWie war der, Candy?

Der fiktionale Part ist, abgesehen von den Rückblenden, eher uninteressant aber immer wenn das Dokumentarische die Oberhand gewinnt, schafft es Günther zum Teil Momente wahrer Schönheit einzufangen. Sehr aufschlussreich war das Q & A danach, welches einige Aspekte des Film wiederum in einem völlig anderen Licht stehen ließ. (dazu müsste man aber spoilern) So gesehen eigentlich ein Gesamt(kunst)werk bei dem die Entstehung und die Hintergrundgeschichte für die Rezeption mindestens genauso wichtig ist, wie der Film selbst. Inwieweit der Film für einen Howe Gelb-Fan (ich gehe mal davon aus, dass Du weißt, dass Gelb einige Stücke extra für den Film eingespielt hat) sehenswert ist, kann ich nicht beurteilen.
Für mich kein Film, den man gesehen haben muss, aber wenn man ins Kino geht, würde ich wirklich dazu raten, eine Vorstellung in Anwesenheit Günthers abzugreifen. Ist wohl in einigen Städten der Fall.

gypsy
Ja, wirklich grossartig! Die grobkörnigen Bilder sind der lakonischen Erzählweise perfekt angepasst … irgendwie witzig, dass im Hintergrund manchmal so neumodisches Zeug wie Velofahrer auftauchen, der Film spielt zwar schon in (seiner) Gegenwart, aber er ist zugleich völlig aus der Zeit gefallen, der Irrgang des Kriegsheimkehrers, der einen Gefangenen bewachen soll, den die Männer des Dorfes, in das er zurückkehrt, bei der Jagd ergriffen. Erklärt wird nichts, und doch ist alles klar. Die – das stellt sich erst später heraus, aber das spielt eigentlich gar keine Rolle, nichts überrascht und alles – Frau (oder auch: Hure) des Gefangenen (oder auch: Zuhälters) lacht sich den Bewacher an, als der Gefangene entflieht (wohl tatsächlich mit der Feile im Kuchenstück, aber warum sollte man solche trivialen Details denn auserzählen) folgt ihnen der Kriegsheimkehrer und es ist die längste Zeit unklar, ob er ihnen bei der Flucht helfen, mit ihnen fliehen will oder, wie er es dann tut, sie ins Dorf zurückbringen wird. So gesehen ist das ganze – im Süden heilen die Wunden, da will die Frau den verwundeten Gefangenen bringen, doch soweit ich es geographisch erkennen konnte, fuhr man wohl mal nach St. Moritz und zum Maloja weiter (von da ginge es tatsächlich nach Süden), aber dann endet man im Zug und fährt in Richtung Chur (also gen Norden), am Ende ist man wieder im Engadin, da wo der Film begann – auch eine Odysee, ganz wie Schochers Grosstat „Reisender Krieger“, aber auch völlig anders.

„Krieger“ ist auch bisher der einzige Film, den ich kenne, ich habe ihn seitdem die Neufassung ins Kino kam schon viermal reingezogen und will auch dieses Mal wieder hin. Hier die aktuelle Reihe, in der zudem noch eine Art ethnographische Dokumentation („Die Kinder von Furna“) als Beispiel seines dokumentarischen Schaffens sowie Schochers dritter und jüngster Spielilm „Lüzzas Walkman“ von 1989 gezeigt werden:
http://www.filmpodium.ch/reihen-uebe…stian-schocher

Danke für die Ausführungen, gypsy. Muss unbedingt schauen, dass ich mal etwas von Schocher zu sehen bekommen kann.

Selber gesehen:

„Preservation“ (Christopher Denham)

Nicht ganz so kompromisslos wie z.B. „Eden Lake“ und in der ersten Hälfte ein paar Dialoge zum Zähneknirschen, aber ansonsten einer der besten Survival-Thriller seit vielen Jahren.

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