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Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren:
Die Nibelungen 1. Teil: Siegfried (Harald Reinl, 1966)
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Die Nibelungen 2. Teil: Kriemhilds Rache (Harald Reinl, 1967)
Die Winnetou-Trilogie war in ihrer Wehmut und ihrem Fatalismus bereits unverkennbar deutsch , kein Wunder, dass die Nibelungensage danach genau der richtige Stoff war, der Reinl zur Höchstform brachte.
Gewaltige Landschaften und Felsmassive lassen (wie so oft bei ihm, dem heimlichen Nihilisten) keinen Platz für die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und so setzen die naiven und von Großmut berauschten Figuren im trügerisch romantischen ersten Film bereits unaufhaltsam die Weichen für die sich anbahnende Katastrophe. Im zweiten Teil schart sich dann, zusammengepfercht in ausweglosen Räumen, alles in blinder Führergläubigkeit um den niederträchtigen König – schon zuvor (insbesondere im zu Unrecht als faschistoid bezeichneten „Solange du lebst“) hatte sich Reinl vorsichtig mit der jüngeren deutschen Geschichte auseinandergesetzt, hier wird er dann erstmals deutlich.
Am Ende geht Ernst W. Kalinkes unverkennbare Kamera den Kämpfen immer wieder aus dem Weg, ungewöhnlich für einen Regisseur, der Gewalt ansonsten, wie kein zweiter im deutschen Kino, extrem kaltschnäuzig in Szene setzte. Aber „Die Nibelungen“ ist nur dem Anschein nach ein Heldenepos, hinter der Oberfläche verbirgt sich ein großer, andeutungsreicher Film über menschliche Schwäche.
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We are all failures, at least the best of us are.