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Schloss Gripsholm von Kurt Hoffmann
Fritz GöttlerDen Lubitsch-Touch, eine der schönsten Formen filmischer Intelligenz, kann man bei Hoffmann erleben, wenn er in „Schloss Gripsholm“ zeigt, wie bei Walter Giller die Liebe entsteht. Es ist eine ganz mechanische, sehr komische Form der Inspiration. Walter Giller hat aus dem Arbeitszimmer seines Verlegers ein Mädchen in einem der hundert Fenster im Bürohaus gegenüber gesehen. Er merkt sich sofort das Stockwerk, bricht die Unterredung ab, stürmt auf die Straße, zählt vor dem Haus die Schritte vom Fenster bis zum Eingang und dann im Gang im entsprechenden Stockwerk die entsprechende Zahl der Schritte zurück – und steht nun vor der Tür, hinter der das Mädchen stecken muss. Kurz darauf wird er mit ihr in die Ferien fahren, nach Schweden. Liebe numerisch, das wird von Hoffmann absolut ernst genommen, immer stärker auch bei ihm der Drang, die Geschichten, die etablierten Formen aufzulösen. „In Wahrheit“, so der berühmte Satz von Truffaut zu Lubitsch, „geht es darum, gerade keine Geschichte zu erzählen, vielmehr das Mittel zu suchen, sie überhaupt nicht zu erzählen.“
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A Kiss in the Dreamhouse