Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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latho
No pretty face

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Jan Lustiger[…]
Duck Soup (Leo McCarey, 1933)

Mein erster Marx-Brothers-Film. Als im 21. Jahrhundert Filmsozialisierter, habe ich immer wieder mal Schwierigkeiten damit, mich in Filme vor den – sagen wir – 50ern einzugewöhnen, so auch hier. Vor allem die Schnitte sind gewöhnungsbedürftig. Aber die Gagdichte ist unsagbar hoch und selbst wegen ihrer Albernheit flachfallende Witze werden ausgeglichen durch Szenen wie diese hier, wohl schon jetzt eine meiner Lieblings-Musik-Einlagen:

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[…]

Sehr löblich, dass du hier längere Texte schreibst! Aber bei Duck Soup fehlt ein Stern, ganz klar. Und du hast dummerweise den besten Marx-Bros-Film zuerst angesehen. Und ja, der Film ist schwierig, wenn man Probleme hat sich in ältere Filme „einzugucken“. Denn man muss ein bisschen die Zeitumstände im Hinterkopf haben, um zu erkennen, dass die Marx Bros. die wahrscheinlich radikalste Komiker-Truppe waren, die jemals in Hollywood auf Film gebannt wurden. Duck Soup mag auf den ersten Blick (heutiger Augen) Klamauk sein, ist aber eine eminent politische Veranstaltung und Angriff auf totalitäre und nationalistische Systeme. McCarey war der beste Regisseur den die Marxens jemals hatten, bannte er doch die Wildheit und Anarchie (zB. bei der Zerstörung des Limonadenwagens) direkt und unmittelbar auf Zelluloid. Und wenn Harpo Dinge aus seiner Zauberhose holt, ist das die Marx-typische Auseinandersetzung mit der Realität – innovativ, verspielt und immer wieder brilliant.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.