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Konkret auf „A Portrait Of Jason“ bezogen (ich liebe alles, was sie gemacht hat, viel ist es allerdings leider nicht): Das ist für mich ein einzigartiges Kunstwerk über die Verbindung von Intimität und Inszenierung. Shirley Clarke benutzt dafür die denkbar minimalste Aufstellung, eine auf Jason fixierte Kamera, die wie ein Pulsmesser näherrrückt, wenn Emotionen nicht nur hörbar, sondern auch in den Gesten, der Mimik, dem direkten Spiel mit der Kamera selbst sehbar werden. Und doch ist das nicht bloss eine Dokumentation, kein Porträt im Sinne einer filmjournalistischen Recherche oder Wiedergabe: Shirley und Jason sind jahrelange Freunde und sie weiß, dass er in mindestens so großem Maße übertreibt und lügt, wie er sich öffnet, sie triggert vielmehr noch mit Fragen und durch die speziell geschaffene Gesprächsatmosphäre, dass er sich in Szene setzt. Ein endlos faszinierender und kluger Film, den man sich immer wieder anschauen kann, wenn einem gerade mal wieder das Einfühlungsvermögen in andere Menschen abhanden kommt.
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A Kiss in the Dreamhouse