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So, hab nach längerer Zeit mal wieder Lust meine letzten cineastischen Impressionen darzulegen… .
Vincent Gallo – Brown Bunny (Empfehlung von Coma)
„Buffalo 66“ beeindruckte mich sehr. Wie Gallo das Portrait eines Aussenseiters zeichnete – spröde und zynisch, aber immer noch voller Menschlichkeit – nahm mich sehr gefangen, wohl auch weil es sich wohl um eine Art Selbstportrait des Regisseurs handeln dürfte.
Hier nun fehlte irgendwas. Irgendwie war alles etwas unfertig, zu viele Handlungsstränge waren angefangen und nicht zu Ende geführt. Die vieldiskutierte und -verrissene Fellatio-Szene war für mich allerdings eher einer der Pluspunkte des Films. Irgendwie ernstzunehmender als bei Larry Clark, bei dem immer ein „Was soll das den jetzt?“ mitschwingt. Liegt hier sicher auch an der sehr überzeugenden Chloe Sevigny.
Uwe Boll – German Fried Movie
Der Debutfilm des vielleicht legendenumwobensten Filmemachers überhaupt. Fast jeder kennt seinen Namen, kaum jemand hat schon einmal etwas von seinem Schaffen zu Gesicht bekommen. Ich könnte jetzt noch mit ein paar Sätzen auf den legendären „Raging Boll“-Boxkampf eingehen, bei dem er unliebsame Kritiker gleich reihenweise auf die Matte kloppte, auf diese obskure „Stuping German Money“-Geschichte, oder auf die Fragen ob er wirklich der schlechteste Regisseur aller Zeiten ist, und wie um alles in der Welt er Ben Kingsley(!!!) dazu bekommen hat in einem seiner Filme mitzuwirken. Nein, stattdessen wollen wir gleich dieses – nun ja – Werk besprechen:
Anfangs sah es so aus als könnte es so etwas unterhaltsam trashiges sein, so im Stile von Schlingensief oder Helge Schneider. Einige Ideen waren ja auch gar nicht sooo schlecht – die Terroristen-Comedy mit der sexy Brigitte Mohnhaupt, Boll himself mit seinen „Wie werde ich reich“-Tips, und einiges anderes. Aber es waren auch nur die Ideen gut, keinesfalls die Umsetzung. Zu abgestanden und unlustig die Gags (bei den Nachrichten wurde nicht wirklich ein Teller aufessen/gutes Wetter-Gag gebracht, oder?), zu unstimmig das Timing, zu sehr war alles bemüht und gewollt auf geschmacklos getrimmt. Kamen Anflüge von Sozialkritik/Medienkritik auf (das Ganze sollte ja auch den Egoismus in der modernen Konsumgesellschaft anprangern, oder so ähnlich..), so war dies immer dermaßen holzhammermäßig, dass es auch wehtat wie ein Holzhammer. Es sollte auch noch erwähnt werden dass der Streifen viel zu langatmig ist – das erwähnte fehlende Timing. Kennt man eigentlich noch irgendwelche der Mitwirkenden in anderem Zusammenhang – ausser Katy Karrenbauer, aber die war ja hier nirgendwo zu entdecken?
Sidney Lumet – Serpico
Verglichen mit anderen Regisseuren der Siebziger ist Lumet sicher kein großer Stilist wie beispielsweise Scorsese. Eher ein solider Handwerker, der immer etwas im Schatten der ganz Großen steht. Die Geschichte um den aufrechten New Yorker Cop Frank Serpico bietet viel Big-Apple-Lokalkolorit, viel Siebziger-Flair und ist mit Al Pacino in der Hauptrolle sehr passend besetzt. Kurz: Eigentlich alles was New Hollywood ausmacht. Aber wie gesagt, es fehlte das gewisse Etwas, dass die Großwerke dieser Kino-Epoche ausmacht.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.