Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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fifteenjugglers
war mit Benno Fürmann in Afghanistan

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candycolouredclownDamals im Kino habe ich „Japón“ wirklich gehasst. Ich kann nicht mal genau sagen, woran es lag. Ob es das „Laien“-hafte Spiel war, die scheinbare Nichtexistenz eines Plot bzw. dessen Entwicklung oder die Charaktere, die so wahrhaftig sein sollen, aber aus einem anderen Universum zu kommen scheinen, die religiöse Symbolik, die ewigen Kamerafahrten über die (zugegeben schon damals beeindruckenden) Landschaften Mexikos, die Mexikaner…ich weiß es nicht. Jedenfalls alles die Dinge, die mich heute so sehr an Reygadas‘ Filmen faszinieren. Für mich ist sein Kino vielleicht das freieste und bewusstseinserweiterndste, das ich kenne. Weil z.B. Tiertötungen, echte Blowjobs, vermeintlich unansehnliche Menschen, der neonrote Teufel und Wiederauferstehungen hier vermeintlich Alles aber eigentlich Nichts sind. Man kann die Filme auseinandernehmen und zu Tode interpretieren, oder man sieht sie einfach als in sich geschlossene Abbildungen von Lebensumständen und Aneinanderreihungen von Ausschnitten aus einem Leben, in dem Alles Sinn macht und natürlich wirkt und sei es noch so mystisch.
Um aber auf Deine eigentliche Frage zurückzukommen (ich finde es unheimlich schwer, über die Filme von Reygadas zu sprechen und ihnen in dem Maße gerecht zu werden, wie sie mich begeistern): „Japón“ liegt bei mir in der Top 4 des Mexikaners mit ganz, ganz starken **** auf dem vierten Platz. Dabei wurde Reygadas von Film zu Film besser, mit dem an der Höchswertung kratzenden „Post Tenebras Lux“ als bisherigen Höhepunkt.

Danke, Candy. Ich habe die Befürchtung, dass es bei mir umgekehrt ausfallen würde. Fand den Film bei der Erstsichtung ziemlich toll, aber ob er einer erneuten Überprüfung standhalten kann?

Deine Kritik an „God Told Me To“ kann ich nachvollziehen. Finde aber, dass die mangelnde Dramaturgie dem Film kaum schadet. Kennst Du „Q: The Winged Serpent“? Vielleicht ist der eher was für Dich.

Gestern gesehen:

„Engelchen oder Die Jungfrau von Bamberg“ von Marran Gosov (Deutschland 1968). Charmant. Kann aber nicht mit seinen besten Kurzfilmen mithalten.

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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"