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Och, ich dachte, wo den grad alle gucken, sei das nicht nötig, sonst bin ich ja meist ziemlich gewissenhaft (bis auf neulich mit „Planet Terror“, da musste auch ein Bildchen – eins der wenigen wirklich schönen – reichen).
Warum ich ihn enttäuschend fand, ich kann es nicht so recht fassen. Ich fand jedenfalls Cotillard klasse, sie trägt den Film ganz alleine, ohne sie – doch das ist eine müssige Überlegung – wäre der Film nichts, ja ich würde so weit gehen und sagen: sie IST der Film. Das alles ist toll genug, als dass ich es gewiss nicht bereue, ihn gesehen zu haben (es war überdies, ob man’s glaubt oder nicht, tatsächlich mein erster von den Dardennes, der Freund mit dem ich im Kino war kennt einige und fand auch, dass ich zum Einstieg einen Tiefpunkt auserkoren hätte, sprich er fand den Film noch schlechter als ich).
Also: der Plot, diese Erpressung – was ist das denn? Soll das den Film zum Märchen machen? Geht es etwa gar nicht um die vordergründige Geschichte (ein Feeldgood-Movie mit Suizidversuch? okay, originell genug) sondern um sonst was? Die Rückgewinnung eines Lebens, der Liebe? Letzteres (also der unmittelbare Schluss des Filmes, wobei das Thema ja davor schon ein, zweimal angeschnitten und angesprochen wird) wirkte etwas aufgesetzt, der überverständige Ehemann mit seiner ans Übermenschliche grenzenden Geduld nervte mich mit der Zeit auch ein wenig … dann die Kamera – einerseits die fast konstant durchgehaltene Enge, das Draufhalten auf die Figuren – toll! Andererseits schien man sich richtig Mühe gegeben zu haben, auch wirklich nur die hässlichsten Ecken der Käffer, in denen man drehte, zu zeigen … die Weite, das ist ein Fussballplatz.
Ich bin generell kein grosser Anhänger von sozialkritischem Kino im Stile Loachs, gut, die Dardennes machen dank und mit Cotillard einen Film, der visuell doch noch was hergibt (dafür zeigt Loach auch mal einen Baum oder eine Wiese, keine Ahnung, ob das ein Ausgleich ist). Letzlich kann ich, man merkt es, nicht so genau auf den Punkt bringen, warum mir der Film nicht gefiel, aber dass er mir nicht gefiel, war mir beim Verlassen des Kinos sehr klar.
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