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Get On Up – Tate Taylor (2014)
Biopic des aus sehr schwierigen Verhältnissen stammenden, nicht minder schwierigen Menschen James Brown mit allen ups & downs und natürlich viel toller Musik. Kompetent gemacht mit einem sehr guten Chadwick Boseman in der Rolle des JB.
Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass die heftigen Pegelausschläge nach oben und unten in JBs Leben noch etwas drastischer dargestellt worden wären. Denn darum geht es ja bei JB auch immer: Die Extreme. Armut, Einsamkeit, Gewalt, die eigentlich vorprogrammierte Karriere als Kleinkrimineller, die wundersame Wendung durch das Treffen mit Bobby Byrd, Perfektionismus und Kontrollsucht, der Aufstieg zum Soul Brother #1, Genie und Wahnsinn, Erfolg und Geld, noch mehr Einsamkeit und noch mehr Gewalt. Der Film scheint mir ein bisschen geglättet und hätte für mich ruhig etwas abgründiger und brutaler einerseits und himmelhoch jauchzend und hysterischer andererseits sein können. Aber das sind wohl die Gesetze Hollywoods.
Eine der anrührendsten Szenen fand ich, als Bobby Byrd mit seinem ehemaligen Schützling und jetzigen diktatorischen Chef JB bricht, der ihm überheblich lachend entgegnet: „Na und? Glaubst Du etwa ich sei dann ganz allein?“ worauf BB nur sagt: „Du warst schon immer allein.“ Der Film schneidet auf den vielleicht 10-jährigen JB, dem weiße Rassisten als Startnummer in einem Boxkampf eine „1“ auf die nackte Brust gemalt haben, und spricht traurig in die Kamera „I paid the price to be the boss.“
Hatte nicht viel erwartet, habe mich dann aber doch 138 Minuten (!) gut unterhalten. Sehenswert.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)