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Es gibt einen Thread in der Künstler-Ecke … zum Einstieg wenn’s eine CD sein soll würde ich die alte aber hervorragende Compilation „The CD of J.B.“ empfehlen. Brown war zu weitesten Teilen kein Album-Künstler, die Live-Alben (allen vor allen „Live at the Apollo“ und „Live at the Apollo II“) sind die grossen Ausnahmen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie in ihrer Intensität den „Neuhörer“ eher erschlagen.
Gerade erst Cleetus‘ Post richtig gelesen, also ein zweiter Anlauf: „The Payback“ finde ich klasse, sehr laid back, dazu auch „In the Jungle Groove“, „Motherlode“, das „Sex Machine“ Doppel-Album … aber die Essentials kriegt man eher auf Compilation („Foundations of Funk“ mit Musik von 1964-69 ist grossartig und wohl die wichtigste, „Soul Power“ mit Aufnhamen der kurzlebigen Band von 1970 ist ebenfalls toll, dann gibt es noch „Make It Funky – The Big Payback: 1971-1975“, auch die sehr gut). Alternativ sind die liebevoll gestalteten Singles-Volumes (elf Doppel-CDs) von Hip-O-Select natürlich der sowas wie der Königsweg, aber das dürfte für viele zuviel des Guten sein.
Ich bleibe dabei: zum Einstieg „The CD of J.B.“, wenn’s mehr sein darf die kleine Box „Star Time“ (4 CD), und wenn’s in die Tiefe gehen soll, die besten Jahre etwas ausführlicher, die beiden Live-Alben und die drei erwähnten Compilations (von denen ev. was vergriffen ist, da bin ich nicht sicher).
Und anzufügen ist noch: zu meinen, man könne Brown ohne Live-Aufnahmen begreifen, halte ich für einen Irrtum. Zu dein beiden Alben ein paar Zeilen aus einem Text, den ich fürs zweite Heft von get happy!? schrieb:
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„The James Brown Show Live at the Apollo“, 1962 aufgenommen und 1963 erschienen, ist das beste Live-Album aller Zeiten. Es war Browns erstes Hit-Album und die ungefilterte, rohe Musik ist heute noch von unmittelbarer und beeindruckender Kraft. Damals war die Wirkung so stark, dass DeeJays zu festgelegten Zeiten das komplette Album am Radio laufen ließen. Das Album hat Geschichte geschrieben, die Musik verändert. Es katapultierte James Brown in den Mainstream und verweilte 66 Wochen in den Pop Album-Charts von Billboard.
[INDENT]Going to the Apollo Theater is always like going home. Year after year, you see the same people backstage, on the street and out back on 126th Street. They might be selling hot jewelry or girls trying to get with one of the fellas. Somebody might be trying to get a job as a bodyguard or valet. Or maybe they’re just plain fans. But they’d be there year after year.
By the third or fourth time I played that Apollo, I felt like I knew every piece of wood on that state. I could’ve played there blind and still would recognize the fans in the balcony by their voices. The front rows of that balcony seemed like they were right on the stage and it was like the same cats were there every show. Felt like they were in the show. (James Brown)
In den Sechzigerjahren ließ sich Brown zweimal pro Jahr als Headliner im Apollo sehen, zwischen dem ersten und dem zweiten Live-Album in über zweihundert Shows. Als 1967 das zweite Album entstand, war er ein international bekannter Star mit Top Ten-Hits wie „I Got You (I Feel Good)“ im Gepäck. Die JB-Revue begann neuerdings damit, dass Brown, auf einem Barhocker sitzend, begleitet von einigen Streichern, ein paar Standards croonte – Stücke, die mit Tony Bennett oder Frank Sinatra in Verbindung gebracht wurden. Brown war kurz zuvor auch zum ersten Mal in der „Tonight Show“ aufgetreten und sollte einen Monat nach dem Apollo sein Las Vegas-Debüt geben.
[INDENT]I need to play the Apollo. It keeps me on my toes. I know every six months I’ve got to have a new show … Those audiences won’t let you do the same show you did the last time … ’Cause once that show gets over at the Apollo, I know we can take it anywhere on the planet and beat out anybody. (James Brown)
Browns Musik befand sich 1967 im Umbruch, schon seit einigen Jahren arbeitete er mit neuen, offenen Strukturen, Songs lösten sich auf, lange Grooves, einfache Vamps, vertrackte Rhythmen traten an ihre Stelle. Vom R & B und Soul entwickelte Brown sich weg zum Funk, den er wesentlich prägte. Im Apollo fand das Live-Debüt von „Cold Sweat“ statt, das gerade frisch von der Presse kam und bereit zur Veröffentlichung war. „James Brown Live at the Apollo Volume II“ erschien erst im folgenden Jahr, ausgebreitet auf zwei LPs – ein Novum für Brown. Der Höhepunkt des Albums ist die lange Passage, in der aus der neuesten Hit-Single „Let Yourself Go“ die lange „soulamorphosis“ (?uestlove) „There Was a Time“ und schließlich „I Feel All Right“ folgten. Zwanzig Minuten schweißtreibender Funk, aufs Wesentliche reduziert – eines der schönsten musikalischen Beispiele für „less is more“. Als James Brown 2006 starb, wurde er im Apollo aufgebahrt, es bildeten sich lange Menschenschlangen – alle wollten dem Godfather of Soul ein letztes Mal die Ehre erweisen.
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Den Film werde ich mir wohl nicht anschauen, er scheint ja ziemlich grauenvoll zu sein … aber das hier ist immer einen Hinweis Wert, das Original in einem Konzert aus der allerbesten Zeit:
Hier vorhin am TV, Originalversion: The Bad and the Beautiful (Vincente Minelli, USA 1952) – leider sehr mittelmässig, da hilft auch Lana Turner nicht.
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