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Letzten Sonntag mit meiner Mutter zusammen:
Monsieur Claude und seine Töchter (2014, Philippe de Chauveron)
Ein leichtes Komödchen über einen rassistischen französischen Patriarchen, der darüber verzweifelt, dass seine vier Töchter jeweils einen Juden, einen Muslim, einen Chinesen und zu guter letzt auch noch einen Farbigen heiraten. Hätte ich mir aus eigener Motivation niemals angesehen. War dann aber sogar recht lustig, wenn der erfolglose jüdische Geschäftsmann zuerst versucht eine koschere Bio-Nahrungsmittel-Marke mit dem Namen Bio Mitzwah auf den Markt zu bringen, es dann auf Rat seines muslimischen Schwagers wegen der größeren Zielgruppe aber lieber mit AraBio versucht. Schön ist auch die Szene, in der die jüngste und natürlich hellblonde Tochter ihren Eltern ihren Dreadlocks tragenden schwarzen Bräutigam vorstellen möchte und der beim Anblick seiner zukünftigen Schwiegereltern entsetzt ausstößt „Warum hast Du mir nicht gesagt, dass sie weiß sind!“
Gestern:
Gone Girl – Das perfekte Opfer (2014, David Fincher)
Spoileralarm: Nick und Amy, ein scheinbar ideales junges Ehepaar aus gutem Hause, gutaussehend, erfolgreich, wohlhabend, lebt sich auseinander. Die manipulative psychopathische Ehefrau täuscht ihren eigenen Mord vor und versucht ihn ihrem Mann anzuhängen. Läuft natürlich nicht so wie erwartet und am Ende müssen sie wohl oder übel weiter die Rolle des perfekten Ehepaars spielen.
Ich bin großer Fan von David Finchers Fight Club, Panic Room und Zodiac und habe auch andere Filme von ihm gern gesehen. Von Gone Girl bin ich jedoch sehr enttäuscht. Ich fand die Handlung gleichzeitig vorhersehbar und unglaubwürdig, die Charaktere klischeehaft, Amys Anbändeln mit ihrem ehemaligen Liebhaber und Stalker, dem sie am Ende die Kehle durchschneidet, fand ich an den Haaren herbeigezogen und das Ende ist völlig unsinnig: Warum sollte Nick bei dieser Frau bleiben wollen, die offensichtlich psychopathisch ist, versucht hat, ihm einen Mord anzuhängen, selber einen kaltblütigen Mord begangen hat, ihm zu guter letzt auch noch ein Kind unterjubelt und von der auch in der Zukunft sicher nichts anderes zu erwarten ist? Ich kenne ja einige dumme Ehemänner, die sich von ihren Frauen einen Ring durch die Nase ziehen lassen, aber einen so dämlichen Ehemann muss man erst noch durch Genmanipulation erfinden.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)