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latho
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Ja, sehr.
latho Ich empfand den Film nicht als traurig, die Geschehnisse um Adèle und Emma waren für mich unausweichlich.
Ich nicht, sie haben sich doch geliebt.
lathoIch fand die Verve mit der Adèle ihr Leben angeht, sogar richtig erhebend.
Napoleon DynamiteJa, das trug mich letztes Jahr über die Weihnachtszeit and beyond.
Natürlich ist das erhebend. Diese Verve ist ja das, was Adèle ausmacht, deswegen wird sie verehrt, von Emma, dem Galleristen, Emmas Freunden, von der Kamera, vom Zuschauer. Aber was hat sie selbst denn davon? Adèle steht am Ende mit nichts da. Dieser Hang dazu, im Moment zu leben und sich diesem voll und ganz hinzugeben, steht ihr zum Glücklichsein im Weg, glaube ich.
Drei Jahre nachdem die Beziehung mit Emma beendet ist, steht sie immer noch am selben Punkt. Das Treffen im Bistro, bei dem ihr klar wird, das es kein Zurück geben wird, obwohl Emma sie (körperlich) mehr begehrt als Lise, Emmas neue Freundin. Sie bleibt aber mit der sehr schmerzhaften Gewissheit zurück, dass das nicht ausreicht. Später, bei Emmas Vernissage, hat sich immer noch keine erträgliche Distanz eingestellt, im Gegenteil, sie liebt und begehrt sie weiterhin. Dazu sieht sie die Bilder von sich (=Emmas ehemaliger Muse!), aber auch die Bilder von Lise und anderen. Sie hat früher nur für Emma Modell gestanden und hätte das nie für andere getan, jetzt erkennt Adèle, dass Emma andere Frauen malt, die Erde dreht sich für Emma also weiter, für Adèle aber nicht, sie steht emotional an der gleichen Stelle wie an dem Tag, als sie aus der gemeinsamen Wohnung rausgeworfen wurde – Jahre später und das mit Anfang zwanzig.
Sollten weitere Kapitel verfilmt werden (hat die Comic-Vorlage weitere Kapitel?), so bin ich mir beinahe sicher, dass Adèle nicht aus diesem Dilemma wird entfliehen können.
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How does it feel to be one of the beautiful people?