Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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friedrich

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Sonic JuiceAn low oder high budget habe ich bei Klick bisher eigentlich nie gedacht, ich finde jedenfalls nicht, dass die Filme billig aussehen oder dass sie mit höherem Budget anderes (bzw. besseres) erreicht hätten. Was Klick vor allem auszeichnet, ist m.E. einerseits die sehr entschlackte Art der Erzählung, die ohne moralisierenden oder erklärenden Ballast auskommt und auf die Kraft der Bilder vertraut.

Ich kenne bisher nur zwei Filme von Klick, Deadlock und Supermarkt. Ich widerspreche Dir nicht prinzipiell, finde aber, dass man schon erkennen kann, dass Klick immer gezwungen war, aus einem knappen Budget möglichst viel rauszuholen. Er war dabei allerdings auch sehr erfinderisch und das macht oft den Reiz seiner Filme mit aus. Sie gewinnen damit an scheinbarer Authentizität, da sie wie mit der Handkamera vor Ort ohne irgendwelche Bauten oder künstliche Beleuchtung gedreht wirken – was sie in vielen Fällen wohl auch sind. Bei Supermarkt ist das ganz ausgeprägt. Das sieht so aus, als hätte Klick seinen Protagonisten Willi, diesen abgerissenen Herumtreiber, selber auf der Straße aufgelesen und einfach die Kamera draufgehalten. Manchmal wirkt das etwas holprig, aber eben auch echt und natürlich. Not und Tugend, Du weißt schon …

Sonic JuiceUnd sein Händchen für eine ungekünstelte Inszenierung von Schauspielern (insbesondere natürlich hier Marquard Bohm, weniger Adorf, der auf seine Art aber auch Spaß macht). „Deadlock“ hat ja in der absurden – teils komischen, teils tragischen – Ausweglosigkeit, in der die Figuren sich wechselseitig gefangen nehmen, entwaffnen, abstoßen, anziehen und töten, schon fast etwas von Beckett.

Ja, die Absurdität und Unentrinnbarkeit der Situation ist sicher Thema von Deadlock. Der Begriff Deadlock bezeichnet genau das: Ein Dilemma, wobei sich die Figuren in Deadlock ihr Dilemma selber schaffen. Mich hat der Film auch an Sam Peckinpah erinnert, in dessen Filmen es ja niemals ein happy end geben darf. Da manövrieren sich die Figuren aufgrund ihrer miesen Charaktere auch immer allesamt in die Sackgasse und kommen darin um.

Sonic JuiceFür mich ist das vor allem ein wunderbar sensibler Einblick in die Realitäten, Befindlichkeiten, Sehnsüchte und nicht zuletzt den Jargon junger Teenager Ende der 60er jenseits der Großstadt-Hipness. Da der Wunsch, mal vor einer Kamera zu stehen, ja bei allen Mädchen eh nur sehr abstrakt war, stand für mich die Frage, ob sie es am Ende ins Filmgeschäft schaffen oder ob sie gar eine Chance „vertan“ haben, nicht im Vordergrund. Schon die Teilnahme am Casting dürfte für alle Beteiligten Abenteuer genug gewesen sein.

Mir sagte der Film überhaupt nichts. Wollte bloß nachfragen, worum es sich handelt.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)