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Dominik Graf – Der rote Kakadu
Dass man an DDR-Kunsthochschulen nichts Handwerkliches lernte ist historisch falsch, ansonsten scheint mir das Portrait der Kunst- und Kreativenszene in der Kurz-Vor-Mauerbau-DDR ziemlich treffend. Treffender jedenfalls als Donnersmarcks „Leben der Anderen“, welcher ja in etwa zeitgleich herauskam, und viele Gemeinsamkeiten aufweist. In beiden Fällen versucht ein Westdeutscher das Leben im Osten zwischen Idealismus, mangelnder Kunstfreiheit, Stasi und ganz normalen menschlichen Beziehungen abzubilden, kommt aber jeweils zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Während Donnermarcks Ästhetik sich sehr an Hollywood-Vorbildern zu orientieren scheint, inklusive teilweise sehr klischeehafter Bilder (alles grau in grau, einige Szenen mit Ulrich Mühe sehen aus als ob man aus einem Lehrbuch abgeschaut hätte wie man einen vereinsamten Menschen darstellt), wählt Graf eine komplett andere Strategie. Er stellt eher alltägliche Szenen in den Vordergrund, arbeitet die Normalität heraus, und wirkt gerade dadurch menschlich. Und Jessica Schwarz ist sowieso unübertroffen.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.