Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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sonic-juice
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Ich bin da völlig bei Dir, Napo. Nur eben vermutlich nicht in der Wertung, dass Reitz seinen Anspruch, mit „Die andere Heimat“ einen von allen Fernsehkonventionen gelösten Kinofilm produziert zu haben, vollends einlöst. Ein paar Sachen, die mich ein wenig gestört haben, habe ich oben ja schon angerissen. Ich finde, dass die Geschichte insgesamt nicht den Eindruck macht, „larger than life“ (or TV) sein zu wollen, sondern sich – abgesehen von der Freiheit der Kamera – weitgehend an den Konventionen und Bekömmlichkeiten des gehobenen Fernsehmehrteilers orientiert. Sicherlich auch, was das Gefühl für den Zuschnitt, die gebotene Länge und die Schwerpunktsetzung bei dem, was erzählt werden soll, angeht. Für großes Kino ist mir das alles zu kleinteilig, dezent und historisch beflissen erzählt, ohne wirklich mal dramaturgisch zuzuspitzen und extremere Momente zu zeigen, die einen einfach in den Kinosessel drücken können. Emotionen und Konflikte werden stets nur angedeutet, das Größte der Gefühle ist ein olles Geraufe im Schlamm. Die Momente, in denen Reitz mal größer ausholt (der Vogel erscheint und lässt die Feder zurück, der funkelnde Edelstein, die Farbtupfer) fand ich vergleichsweise unbeholfen. Dialoge wollen einerseits durch den Dialekt authentisch sein, muten andererseits aber recht steif und theatermäßig an, ebenso wie Gesten, Aktionen und Intonationen der Schauspieler. Mich hat das alles interessiert und ästhetisch durchaus angesprochen, aber nur selten wirklich gepackt.

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