Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#4526943  | PERMALINK

weilstein

Registriert seit: 10.10.2002

Beiträge: 11,095

Sonic JuiceBei mir ist es schon ein paar Jahre her, insofern kann ich da mit Deinen frischen Eindrücken nicht konkurrieren. Aber mich hat damals vor allem das Sinnliche und Visuelle des Films ganz unmittelbar umgehauen. Die wunderschönen, wilden Bildkompositionen, das Anarchische, Spielerische der Szenen. Etwaige Symbole haben mich nicht sonderlich beschäftigt und „Fäkalgedöns“ scheint mir außer den paar Minuten in der Muehl-Kommune auch nicht gerade charakterisierend für den Film. Ich fand ihn regelrecht befreiend, weil er mustergültig zeigt, was man mit dem Medium alles so Irres anstellen kann, ohne ins Kunsthafte, Experimentelle, Nischige abzugleiten. „Sweet Movie“ hat mir insofern eines dieser seltenen, kostbaren Filmmomente beschert, die der eigentliche Grund sind, warum man sich immer wieder auf das Medium mit all seinen Enttäuschungen, halbgaren Kompromissen und leeren Versprechungen einlässt.

So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Ich möchte hier ja keine Erbsen zählen, bzw. Fäkalien in Litern pro Sekunde messen, aber letztere ziehen sich schon wie ein roter Faden durch den Film. Angefangen mit der Hochzeitsnacht und dem goldenen Pimmel, über den pissenden Matrosen, bis zur finalen Kotz- und Kotrunde. Wunderschöne Bildkompositionen? Gibt es teilweise, ja. Aber ich darf mir schon die Frage stellen, warum z.B. eben dieser Matrose, der am Flußufer steht, nun unbedingt in seine Hände pinkeln und fröhlich seine Pisse verteilen muß. Eines von etlichen Beispielen. Wenn sich ein Film so weit von klassischen Erzählstrukturen entfernt und mit Bildern nur so um sich wirft, frage ich mich schon – warum das Ganze? Du sagst, Dich hätten etwaige Symbole nicht sonderlich beschäftigt. Aber was bleibt denn dann am Ende? Anarchische und spielerische Szenen? Bewegen wir uns nicht dann doch ausschließlich im Kunsthaften und Experimentellen? Ich gehe schon davon aus, daß Makavejev mehr als das wollte, nur fehlt mir einfach der Nerv, achso tiefsinnige Botschaften und Symbole zu deuten, wenn mir Bilder derart um die Ohren gehauen werden. Ich mag es dann doch etwas subtiler.

--