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Stealing Rembrandt – Klauen für Anfänger
(Regie: Jannik Johansen – Dänemark/Großbritannien, 2003)
Vater Mick und Sohn Tom, seit Jahren miteinander verstritten, lavieren sich mit kleinen Gaunereien durchs Leben. Da scheint den beiden eines Tages das Schicksal hold. Ein Auftrags-Coup, den sie zusammen mit zwei Kumpels durchziehen, klappt wie am Schnürchen. Das bestellte, schlecht bewachte Gemälde ist im Handumdrehen gestohlen. Doch leider haben die Männer das falsche Bild, einen sündhaft teuren Rembrandt, mitgehen lassen. Und nun sind nicht nur Polizei und Interpol, sondern auch übelste Ganoven hinter ihnen her.
In „heist movies“ geht es meist darum ein wertvolles Artefakt zu erlangen. Man widmet sich ausführlich den Planungen des Raubzuges und ergötzt sich später an der mehr oder weniger gelungenen Ausführung.
Einen deutschen Film mit dem Plot von „Rembrandt“ (Originaltitel) hätte ich nicht mal mit spitzen Fingern angefasst, dänische (und skandinavische) Filmemacher sind aber bekannt dafür, durch liebevolle Figurenzeichnung, schräge Situationen und Dialoge, sowie einfallsreichen Wendungen das Beste aus dieser Art von Film herauszuholen.
Nun ist „Rembrandt“ gar kein echter „heist movie“, geht es hier doch hauptsächlich darum, das Diebesgut wieder loszuwerden. Auch der eigentliche Raubzug gestaltet sich höchst unspektakulär.
Regisseur Jannik Johansen arbeitet einen wahren Fall auf, der sich im Januar 1999 zutrug. Im Kunstmuseum von Nivaagaard entwendete man einen Rembrandt, doch alle Versuche diesen zu versilbern scheiterten und Hinweise aus der Kunstszene führten schließlich zur Verhaftung der Täter. Johansen hält sich eng an die tatsächlichen Ereignisse, lediglich das Onkel/Neffe-Gespann aus unserer Welt ersetzt er in seinem Film durch ein Vater/Sohn-Duo, wahrscheinlich um eine höhere Emotionalität zu erreichen.
Im Grund erzählt „Rembrandt“ dann auch Familiengeschichten und lenkt den Blick auf Vater-Sohn-Beziehungen und die Verhältnisse von Vätern zu ihren Frauen und Kindern.
Das ist sauber ausgearbeitet, stets unterhaltsam, aber auch eher verhalten und für meinen Geschmack zu zahm und zu nahe am Allerweltskrimi. Erschwerend kommt die deutsche Synchronisation hinzu, die es zeitweise schafft, die wirklich gelungenen Schauspielleistungen auf ihr mieses, eintöniges Niveau herabzuziehen.
Traurigerweise entschied man sich beim deutschen Filmverleih, der DVD keine Originaltonspur und Untertitel zu spendieren, die den Synchro-Fauxpas ausbügeln hätten können.
Trotzdem erdreistet sich der Verleih die im Synchronstudio vergewaltigte „Stealing Rembrandt“-Fassung als „Unterhaltung für Fortgeschrittene“ anzupreisen. Ganz so schlimm, wie einen Rembrandt in einer Tonne zu verbrennen, mag das nicht sein, kommt dem aber schon sehr nahe.
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=T5llH3yueJ4
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