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@ motörwolf
Mir ist schon bewusst, dass Meinungsvielfalt für schlichte Geister eine besondere Herausforderung darstellt, trotzdem möchte ich Dich dringend bitten, damit aufzuhören, mich derart dämlich von der Seite anzurotzen.
one.be.loAlso für mich ist die Kritik schon teilweise nachvollziehbar. Bullock wird auch im Alter wohl keine gute Schauspielerin. Der Film lebt in erster Linie von den Bildern und Effekten (hier lohnt sich der 3D-Aufpreis ausnahmsweise), doch spätestens im letzten Akt wirds doch reichlich hanebüchen und der Griff in die Klischeekiste ist enttäuschend. Das Mainstreamkino krankt aber derzeit eher an den unzähligen 200Mio-Blockbustern, die nach Schema F und ohne jede Seele abgefertigt werden. Gravity hat wenigstens mal etwas Neues versucht, das ist immerhin etwas, auch wenn das Endergebnis letztlich kein großer Wurf ist.
Ich würde ebenfalls zu 3D raten, denn die Visualität ist tatsächlich das einzige, was es hier zu entdecken gibt. Das ist auch meine eigentliche Kritik: Dicke Kohle in Technik und Darsteller stecken, der Rest ist unerheblich, denn die Leute werden ins Kino rennen. Der komplette dürftige Inhalt lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:
[SPOILER] In Gravity spielen 2 Personen mit, von denen wir über die komplette Spieldauer nichts persönliches erfahren, außer: Er hört gerne Country-Musik und ist bis über den Tod hinaus witzig, charmant und selbstlos. Sie ist Ärztin / Wissenschaftlerin, die nach einem harten Arbeitstag gerne Radio hört und, Achtung jetzt „Taschentücher raus!“, ihr Kind verloren hat. Wann, warum, wie? Alles völlig egal. Durch diesen fehlenden Bezug zu den Darstellern und deswegen, weil der Film, zwar spektakulär – aber daher unemotional – mit der Katastrophe beginnt, gelang es mir nicht, zu irgendeinem Zeitpunkt mit irgendwem mitzufühlen.
Im weiteren Verlauf durchlevelt die Hauptdarstellerin in Super-Mario-Manier einige Plattformen und Stationen, um dann irgendwann wieder auf der Erde zu landen. Unglaubwürdige Höhepunkte sind bspw.: Die Hauptdarstellerin, die sich durch Studium und wissenschaftliche Arbeiten gekämpft hat, bis ins Weltall gegen viele Konkurrenten und Unwegsamkeiten durchgesetzt hat, empfindet ihre Situation nach wenigen Stunden!! ausweglos und beschließt den Freitod. Selbsterhaltungstrieb anyone? BULLSHIT!! Als die Hauptdarstellerin auf der Erde im Wasser landet, öffnet sie ihre Kabine, damit das Wasser die Kapsel und ihren geöffneten! Raumanzug unter Wasser setzen kann. Eigentlich ein sicheres, aber vor allem auch für Laien, vorhersehbares Todesurteil. Mach den Anzug zu, Honey! Dann bekommst Du unter Wasser Auftrieb und Sauerstoff. Oder zieh ihn vorher aus, denn sonst wird er Dich wie Blei am Boden kleben lassen.
Der Film hätte die Möglichkeit, nein, die Verpflichtung gehabt, anhand einer singulären, menschlichen Existenz im extraterrestrischen Extrem existentielle Fragen, von mir aus auch ohne den Versuch einer Antwort, zu stellen. Das gab es nicht mal in Ansätzen.
Im übrigen bin ich wegen eines Kulturzeit Beitrages in diesen Film gegangen, der mir eigentlich all das versprochen hat.
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