Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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mep

Registriert seit: 12.05.2008

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pinchDiesen Standpunkt von Graf kenne ich auch. Er hat ihn damals in Bezug auf die DVD-VÖ der Serie „Allein gegen die Mafia“ angebracht. Er verstand die ganzen Beschwerden hinsichtlich der vermeintlich schlechten Bildqualität dieser „Koch“-Veröffentlichungen nicht und pries stattdessen die grobkörnigen und ungefilterten Bilder, die an die frühe TV-Ausstrahlung erinnerten. Kann ich verstehen, sehe ich in diesem Punkt ähnlich, lege da aber mein Vertrauen in die Kunst und in das Fingerspitzengefühl der Restauratoren und Techniker, die dieses Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Künstlichkeit und natürlicher Bilderhaltung beherrschen müssen. Und das Filmkorn wird durch Blu-Ray ja nicht zerstört oder eliminiert. Überdies gibts auch nicht oder nicht mehr von jedem Film eine 35mm-Kopie.

Im Kino würde ich nur zu gerne die tradierten Formen den neuen digitalen Varianten vorziehen, allein hier in Nürnberg gibt es diesbezüglich kaum noch eine Möglichkeit. Auch empfinde ich die aktuellen DCP – Projektionen als großen Rückschritt. Vielleicht auch, weil inzwischen täglich mehrere verschiedene Filme auf einer Leinwand gezeigt werden und dutzende Wände nur noch über Minikontrollschirme überprüft werden. Hier im Cinecitta habe ich in den letzten Jahren wirklich erschreckend schäbige Projektionsbedingungen erlebt (und das bei Preisen von 10€+ pro Film)…

Dafür bin ich von den heimischen Blu-Ray Möglichkeiten aber auch genauso angetan, wie ich sie im Kino eigentlich nicht erleben möchte. Sind einfach unterschiedliche Medien, mit unterschiedlichen Dispositiven. Und wenn ich vergleiche, auf welche Weise und in welcher Qualität inzwischen auch Filmrezeption in den heimischen vier Wänden möglich ist, dann ist das schlicht ein enormer gravitätischer Qualitätsgewinn von VHS zu DVD zu BR. Auch und gerade was die Restauration und Rekonstruktion von klassischen Filmen betrifft. Grafs Argument kann ich nicht recht nachvollziehen, da Filmkopien ja immer ihre Bedeutung als Quellmaterial behalten werden, aber natürlich schon aus Lagerungsgründen selbst unter Idealbedingungen nicht gerade für die Ewigkeit geschaffen sind. Und natürlich auch nicht gerade für den Hausgebrauch prädestiniert…

So. Einige aktuelle Vertreter der Gattung wurden auch gerade über´s Wochenende kurz besichtigt:

Oblivion (BR) **

Äußerst kühler, vollständig entleerter aber gleichzeitig auch visuell herausragender und ungemein klar inszenierter SF-Film. Die erste halbe Stunde ist visuell brillant; allerdings gibt es bis zu diesem Zeitpunkt auch nahezu keine Story zu bewundern, sondern nur ausschließlich Panoptikum Bilder. Ab dem Beginn der Narration wird´s dann schnell recht arg banal und verstärkt auch fast schon ärgerlich. Ist inzwischen auch kein gutes Zeichen mehr, wenn Morgan Freeman mysteriös zur Mitte eines Filmes plötzlich aufzutauchen pflegt. Und als ob ein singulärer Cruise nicht schon genug wäre…

Shoot Out (BR) **

Stallone. Unfassbar fit der Mann, muss man ganz klar sagen. Der Film bietet keinerlei Überraschungen, ist aber dafür sehr klar und schlicht gehalten. Ein B-Picture, wie es man in Zeiten der omnipräsenten Blockbuster eigentlich gar nicht mehr erwarten dürfte. Aber auch ohne wirklich memorable Momente, leider.

Last Stand (BR) **1/2

Schwarzenegger. Unfassbar alt geworden, der Mann. Eigentlich scheint ihn jegliche Bewegung inzwischen schon zu überfordern. Es gibt eine Szene in der Mitte des Films, in der Arni energisch eine ca. 10 stufige Treppe erklimmen möchte. Wirkt wie in Zeitlupe und zur Hälfte hat die Regie ein Einsehen und rettet Arnis Weg durch einen Cut. Zudem ist die erste Hälfte des Streifens wirklich vollkommen misslungen. Sämtliche, wirklich sämtliche Protagonisten benehmen sich wie gehetzte blonde Teenie-Mädchen aus einem Billighorrorfilmchen der 80er Jahre. Man hat sowas noch nicht gesehen. Aber die letzte halbe Stunde ist dann erstaunlicherweise plötzlich richtig ordentlich. Krachende, handgemachte Actionmomente. Schnittige Arnie-Oneliner. Und ein deftiges Pyro-Spektakel. Irgendwie dann doch ganz versöhnlich; aber als Ganzes schon gleichzeitig auch ziemlich misslungen…

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STANdground.