Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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irrlicht
Nihil

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Napoleon DynamiteHoffentlicht schlechter. Oder hat Roche auch nur müdes Muschi-Gelaber und aufgesetzten Ringelpietz zu bieten?

Ich mag Roche als Moderatorin eigentlich ziemlich gerne und fand auch „Feuchtgebiete“ bei weitem nicht so mies, wie es oftmals dargestellt wird. Leider hat es sich eingeschult, dieses Buch entweder für unsäglich furchtbar zu halten oder zu behandeln, wie ein hochpolitisches, ergreifendes, weltbewegendes Manifest. Ist für mich beides nicht so. Roches Debut ist als Roman eine stellenweise ganz nette Lektüre, gibt Einblick in eine zutiefst widersprüchliche und fragile Persönlichkeit, flechtet allerlei Selbsterkundungen bei und liefert sogar ein paar durchaus tolle Sequenzen – auf der anderen Seite hat das Buch allerdings auch einige Makel. Zum einen ist da Roches Hang zur Überstilisierung. Ich finde es ganz spannend zu lesen, was Frauen wohl gerne mögen, finde es dann aber eher bizarr, die Protagonistin munter Samen unter den Fingernägeln tragen zu lassen (was Feines zum Kauen, Du weißt). Kurz davor säuft sie mit ihrer Freundin aus einem Eimer noch die gemeinsame Kotze. Ständig wird an sich selbst hantiert, fantasiert, vom Fingern geträumt und ein neues Aphrodisiakum erkundet. Und dann muss der Unterleib auf Gedeih und Verderb natürlich auch am verschmierten Bahnhofsklo gewetzt werden – Roche ist die Göttin des Drecks und ich wäre ein ums andere Mal erfreut gewesen, wenn sie dieses – durchaus immernoch ansprechenswerte – Thema etwas subtiler angegangen hätte. So überwiegt die Freude am Ekligsein und man lacht vor Freude auf, wenn es dabei bleibt, dass man sich nur die Avocado-Kerne einführt. Darüber hinaus ist „Feuchtgebiete“ auch sprachlich eher unteres Mittelmaß und man spürt viel zu oft, dass da eine Autorin versucht sich in die Psyche einer schwer kranken Jugendlichen einzudenken. Das gelingt leider nicht immer und manches wirkt auf seltsame Weise ungewollt komisch. Aber wie gesagt: Für die paar Stunden, die man zum Lesen aufbringen muss, eigentlich eine doch okaye Angelegenheit.

Und zu BB: Ich habe schon einen Roman von Dieter Nuhr gelesen. Das war die Hölle. Und entgegen vieler seiner Bühnenshows entsetzlich unlustig.

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Hold on Magnolia to that great highway moon