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11.07.13
Im Kino: „Harlan County, USA“ von Barbara Kopple (USA 1976)
Which side are you on, boys?
Which side are you on?
(Florence Reece)
Der Stoff, aus dem Country Songs gemacht sind. In den Jahren 1973 bis 1976 entstanden, dokumentiert Barbara Kopples „Harlan County, USA“ einen der härtesten Arbeitskämpfe der 70er Jahre im Kohlerevier von Harlan County, Kentucky. Und er tut das hautnah, furchtlos und furios, ohne seine Sympathien zu verleugnen, und auf eine Weise, die damals im Dokumentarfilm absolut unüblich war. Vergangenheit und Gegenwart werden verknüpft durch geschickten Schnitt und die Verwendung von ausgewähltem Archivmaterial. Aussagen von Vorstandsmitgliedern der Eastover Coal Company werden nicht bloß hinterfragt, sondern zerschmettert, wenn etwa auf die Äußerung, man sei bestrebt, die Lebensverhältnisse der Kumpel zu verbessern, eine Sequenz mit den desolaten Behausungen der Minenarbeiter folgt. Überhaupt wirken die Bilder wie aus einer anderen Zeit – einer, die weit länger als 40 Jahre zurück liegt. Am besten festmachen lässt sich das an den Gesichtern der Minenarbeiter und ihrer Familien. Als der Konflikt schließlich nach New York getragen wird, sind die Kontraste, die dabei zutage treten, ähnlich groß wie die zwischen Dust Bowl Farmern und den smarten Kaliforniern in Fords / Steinbecks „Grapes Of Wrath“. Und wenn Florence Reece, die über siebzigjährige Veteranin des Harlan County War mit brüchiger Stimme ihr Kampflied „Which Side Are You On?“ intoniert, muss man schon ziemlich schwer schlucken. Der Arbeitskampf wird zum Ende hin zusehends brutaler, Schüsse werden abgefeuert, schließlich wird ein Minenarbeiter erschossen, was die Parteien an den Verhandlungstisch bringt. Ein Sieg für die Streikenden, wenn auch nicht auf ganzer Linie. Der Film gewann anschließend den Oscar als bester Dokumentarfilm und schaffte es immerhin in die Criterion Collection. Zu Recht. 9/10.
Außerdem gesehen:
13.07.13
„Im tiefen Tal der Superhexen“ von Russ Meyer (USA 1979). 6/10.
14.07.13
„The Place Beyond The Pines“ von Derek Cianfrance (USA 2012). 7/10.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"