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The Crazies – Fürchte deinen Nächsten
(Regie: Breck Eisner – USA/Vereinigte Arabische Emirate, 2010)
Etwas ist faul im Bundestaate Iowa. Als ein bewaffneter Mann apathisch und mit einer Schrotflinte bewaffnet auf ein Baseballfeld taumelt und dort die Anwesenden in Angst und Schrecken versetzt, versuchen Sheriff Dutton (Timothy Olyphant) und sein Deputy (Joe Anderson) die Lage zu deeskalieren. Doch der Mann reagiert nicht und wird schließlich von den beiden in Notwehr erschossen. Während Dutton durch den Vorfall noch mit Selbstzweifeln kämpft, rollt schon eine Welle von beunruhigenden Vorkommnissen durch das beschauliche Städtchen. Immer mehr Bürger der Stadt mutieren zu schlechtgelaunten Verrückten, die alles und jedem nach dem Leben trachten. Eine Epidemie scheint sich auszubreiten. Als die Regierung eine gründliche Säuberungsaktion einleitet, bricht Chaos aus. Mit ein paar anderen sucht Sheriff Dutton nun einen Weg aus der eingekesselten Stadt.
Im 2010er Remake von George A. Romeros „The Crazies“ fühlt man sich direkt zuhause, besitzt es doch den gleichen Look wie alle Horrorfilme (und das waren nun mal so gut wie alles Remakes) der Noughties aus Hollywood. Lustigerweise wird sogar eine Einstellung 1 zu 1 aus Marcus Nispels eher missratenem „The Texas Chainsaw Massacre“-Aufguss verwendet. Das ist symptomatisch für die Remakewelle, kopiert sie doch meist nur Oberflächen, ohne sich für Tiefergehendes zu interessieren, das die Originale fernab von ihren Schauwerten interessant machte.
Regisseur Breck Eisner beschließt den gesellschaftskritischen Teil der Geschichte zu ignorieren und baut mit dem üblichen Kleinstadt, USA-Personal auf Krawall und Rumms aus dem Mainstream-Actionkino. Dadurch vermag niemals eine bedrohliche Atmosphäre zu entstehen, wenn man von der sehr gelungenen Mähdrescher-Sequenz zu Beginn von „The Crazies“ mal absieht. Persönlich gefiel mir auch der Einsatz der Heugabel, die seit „Freitag, der 13. – Teil 3“ leider nur ein Schattendasein im modernen Horrorfilm fristete. Neben einer elektrischen Handkreissäge und einer etwas fieseren Messerszene setzt Eisner aber vor allem auf Schießereien und Explosionen. Das ist ermüdend, gerade in der gewollt lässigen Actionfilmausführung, die zu einem Stoff wie „The Crazies“ nicht passen will.
Überdeutlich borgt man sich ebenfalls ein paar Ideen aus dem Remake zu „Dawn Of The Dead“ (auch hier ist das Original ein Romero) und garniert das Ende mit einem Thermonuklearschlag, den die Hauptfiguren (Schwangere Ärztin und rechtschaffener Kleinstadtsheriff mit kleinbürgerlicher Familienambition – kotz!) scheinbar unverletzt überleben – obwohl ihr Fluchtfahrzeug (ein LKW) durch die Schockwelle brutal von der Straße geworfen wird und sie neben dem friedlichen, nuklearen Glimmen am Horizont eigentlich ihre erheblichen Verbrennungen und Verstrahlungen betrachten sollten.
Was soll’s: Für kurzweilige Unterhaltung ist gesorgt und im Gegensatz zu einem Fast Food-Menü wird einem dieser Film später nicht auch noch schwer im Magen liegen.
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=RtBTp5zHJTI
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