Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) › Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Harlequin
(Regie: Simon Wincer – Australien, 1980)
Der kleine Alex (Mark Spain) ist sterbenskrank. Sein Vater (David Hemmings), ein erfolgreicher und aufstrebender Politiker, und seine Mutter (Carmen Duncan) haben sich fast schon damit abgefunden, dass ihr Sohn nicht mehr lange zu leben hat. Da tritt wie aus dem Nichts der Wunderheiler Gregory Wolfe (Robert Powell) in das Leben der Familie und behauptet, Alex helfen zu können. Und tatsächlich scheint sich dessen Zustand bereits nach kurzer Zeit erheblich zu verbessern. Doch gleichzeitig erlangt der mysteriöse Fremde auch immer mehr Kontrolle über die Familie…
Simon Wincer, Regisseur von „Free Willy“, widmet sich der Geschichte/Legende um Rasputin und verlegt sie vom Russland der Jahrhundertwende ins Australien der 1980er Jahre, indem er sie mit einem mysteriösen Vermisstenfall aus den 70er Jahren verbindet, bei dem ein landesweit bekannter Politiker während eines Auflugs in den Tiefen des Meeres verschwand.
Sein recht gut getimeter, übernatürlicher Thriller bleibt größtenteils in gewöhnlichen Bahnen, schafft es aber sich hin und wieder loszureißen und schöne Bildkompositionen in satten Farben einzufangen. Erfrischend ist auch, dass er die kleine Irritation um den Wunderheiler, der sich selbst „Harlekin“ nennt und auch einige Gemeinsamkeiten mit der Figur aus der Commedia dell’arte aufweist, nicht mal zum Schluss des Films auflöst und es dem Zuschauer so selbst überlassen ist, wie er Gregory Wolfe einschätzen will.
Leider erdrückt die Musikbegleitung von Brian May (nein, nicht der Gitarrenquäler von Queen) hin und wieder das Geschehen, weil sie plakativ und aufdringlich ist. Ein bisschen mehr Zurückhaltung wäre hier angebracht gewesen.
Robert Powell steht als bedrohlicher, possenreißender Harlekin natürlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, seine Schauspielkollegen (u.a. David Hemmings und Carmen Duncan) dürfen ihm vor allem zuarbeiten. Die Umsetzung der Tricks ist charmant, aber wirkt heutzutage laienhaft, sicher auch ein Problem des schmalen Budgets.
„Harlequin“ mutet im weltweiten Vergleich nicht wie ein großer Wurf an, ist aber ein feiner Thriller aus „down under“, wo es zu diesem Zeitpunkt noch keine nennenswerte Filmindustrie gab bzw. wo diese gerade erst im Entstehen war.
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=5dMbie5yIx8
--