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nail75Man fragte sich (wie schon bei Kids) auch ein wenig nach dem Antrieb der Handlung.
Dietmar Dath brachte es in der FAZ gut auf den Punkt:
Gezeigt wird das drangvolle Durcheinander in Harmony Korines „Spring Breakers“ mit einem Gestus, der sich den Figuren gegenüber weder auf höhnisch-denunziatorische Belustigung noch auf Anklage, Zudringlichkeit, Empathie oder Zärtlichkeit je ganz verpflichten lässt, sondern von Anfang an eisern die Gleichrangigkeit dieser miteinander unvereinbaren Sehweisen behauptet und zwischen ihnen oszilliert, bis die schmatzende Groteske vorbei ist.
Verpeilte sitzen daher jetzt im Kinodunkel und denken, dieser Film feiere die suizidale Unzurechnungsfähigkeit junger Übergeschnappter als solche. Noch Verpeiltere wollen in derlei filmischer Simulation von Exzessen eine besonders subtile Kapitalismuskritik erkennen. Die Allerverpeiltesten schließlich unterstellen dem Regisseur, er sei in Wahrheit weder Rauschtrottel noch Bedenkenträger, sondern Zyniker und wolle mithin vor allem provozieren, da es für einen Künstler ja bekanntlich nichts Schöneres gibt, als wenn ihm ein rezensierendes Mauerblümchen beim Bistumsblatt von St. Pfäffle übelnimmt, dass er mit den rostigen Folterwerkzeugen seiner Kunst unermüdlich zählebige Moralvorstellungen, Sehgewohnheiten und Hirnrinden zerpflückt.
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A Kiss in the Dreamhouse