Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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Child’s Play
(Regie: Tom Holland – USA, 1988)

Schwerverletzt versteckt sich der geisteskranke Massenmörder Charles Lee Ray auf seiner Flucht in einem Spielwarengeschäft und überträgt im Sterben seine Seele auf die Kinderpuppe „Chucky“. Genau diese Puppe bekommt der kleine Andy zum Geburtstag geschenkt. Die Morde, die im Folgenden in Andys Umgebung passieren, werden tatsächlich dem Kind angelastet. Seine Mutter und ein mit der Untersuchung betrauter Polizist glauben Andy erst, als „Chucky“ auf ihn selbst losgeht und von seinem Körper Besitz ergreifen will. Mit vereinten Kräften gelingt es, die Mörderpuppe zu vernichten.

„Child’s Play“, in Deutschland besser als „Chucky, die Mörderpuppe“ bekannt, hatte von Anfang an damit zu kämpfen, dass besorgte Eltern und Jugendschützer eine Gefahr darin sahen, dass man eine mordende Puppe (modelliert nach dem Vorbild der „Cabbage Patch Kids“ und mit dem Namen Charles Lee Ray versehen, der sich aus den berüchtigten Kriminellen Charles Manson, Lee Harvey Oswald und James Earl Ray zusammensetzt) in einem Horrorfilm auf ein Kind losgehen lässt. Im Gegensatz zu den Teilen 2 und 3 der Reihe, die von den Boulevardmedien mit wirklichen Mordfällen in Verbindung gebracht wurden (vgl. die Morde an Suzanne Caper und James Bulger), waren die Proteste hier aber noch moderat.
Es ist mir genauso unverständlich wie die Indizierung des recht harmlosen Horrorthrillers in Deutschland (die allerdings 2011 aufgehoben wurde), der bis auf das übertriebene Ende wenig graphische Gewalt auffährt. Im Vergleich zu anderen Slashern ist diese auch immer extrem überzeichnet. Einem Actionfilm gleich verbindet Regisseur Tom Holland die Attacken von Chucky mit explodierenden Gebäuden und Autos. „Child’s Play“ oszilliert zwischen ernsthaftem Thriller und cartoonhafter, over the top Splatter-Fantasy, die sozialkritischen Krümel (alleinerziehende Mütter, Verlust des Vaters, Einfluss von Spielzeugindustrie/TV-Werbung auf Kinder) sind nur Teil des Unterhaltungskuchens. Ursprünglich sollte ein größerer Teil des Films davon handeln, wie man die Zuschauer auch länger im Ungewissen lassen wollte, ob nicht doch Andy der Mörder ist.
Im Laufe der Jahre hat sich ein kleiner Fan-Kult um die Mörderpuppe entwickelt, der auch zu vier Fortsetzungen geführt hat, die mit Ausnahme des zweiten Teils alle sehenswert sind. „Child’s Play“ bleibt der Ursprung, ein klassischer Horrorfilm der 80er Jahre. Nicht nur für Kinder. „Hi! I’m Chucky! Wanna play?“

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=imYvOgyU9oo

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