Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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nail75

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lathoKlar, der Teil wurde aus Rechtegründen herausgenommen (schließlich wurde das Buch für zeures Geld gekauft) und von Kushnerzum zentralen Punkt des Films gemacht. Es lohnt sich eben dramatisch.

Der Film hat eine etwas komplizierte Geschichte. Es gab mehrere Drehbücher, bevor Kusher drankam. Eines davon stellte beispielsweise die Freundschaft zwischen Frederick Douglass und Lincoln dar, dieser Film hätte mich auch sehr interessiert, denn in dem letztlich gedrehten Film fehlen Afro-Amerikaner weitgehend, ebenso wie die gesellschaftliche Debatte über die Sklaverei. Das ist aber auch dem Blickwinkel geschuldet, obwohl man auch durchaus hätte etwas mehr tun können, um diese Aspekte zu berücksichtigen.

Insgesamt war es eine sehr mutige und überraschende Entscheidung, das 13th Amendment und seine Verabschiedung im House zum zentralen Thema eines Lincoln-Films zu machen. Das ist schließlich eines der unbekannteren Themen des Bürgerkrieg. Man hätte wesentlich dicker auftragen können und einen Film über Lincolns Entscheidung für die Emancipation Proclamation machen können. Ein großes historisches Drama mit gewaltigen Schlachten (Antietam), Außenpolitik (England), großen Debatten im Kabinett und Lincoln, der mit der Frage ringt, was er als Commander in Chief darf. Stattdessen hat man sich für ein Kammerspiel entschieden. Bemerkenswert.

Lewis stellt zu oft Lincoln dar, schauspielert nicht, hält einfach sein Gesicht hin. In wenigen Szenen hat er Möglichkeiten und bricht aus der Gesichts-Hinhaltung aus, aber das ist eben zuwenig. Schauspiel erlebt man bei den anderen Akteuren, da machen die etwas aus ihren Rollen (Spader, Jones).

Mag sein, dafür verstehe ich vermutlich zu wenig von Filmen. Bei der Gesamtbewertung sind wir uns aber einig. :-)

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