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nail75[…]
Das gibt der Film zwar vor, stimmt meiner Ansicht nach aber nicht. Vielleicht mussten sie es aufgrund der Filmrechte so schreiben, aber das Thema 13th Amendment nimmt im Buch nur eine Handvoll Seiten ein.
Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber die Credits sagen ja auch, dass „part of …“ Goodwins Buch als Vorlage gedient habe – gelogen ist das nicht…
nail75
Richtig und er zeigt den politischen Prozess als hässlich, teilweise als abstoßend. Die Demokraten mit ihren offen rassistischen Argumenten werden ebenso dargestellt, wie die Deals in Hinterzimmern. Mir hat sehr gefallen, dass das ein so politischer Film ist und dass er die Politik mit solcher Lust zeigt. Heute denkt man, was für großartige Politiker es damals gab, aber der Film zeigt auch den Abschaum, der genauso abscheulich war wie heute, wenn nicht noch viel schlimmer.
Letzten Endes ist das ein einfacher Trick, jeder wird heute das Annehmen des 13. Amendments bejubeln. Aber genau: wie man zu der Annahme kommt, dass Politik eben nicht einfach heere Sprüche und Überzeugung durch Charisma ist, sondern auch Hinterzimmerdeals, Manipulation und Drohungen (die ja ok sind, wenn es im Rahmen der Verfassung bleibt) sind, für die sich Lincoln nicht zu fein sein dufte, das ist toll.
nail75
Obama ist ja ein großer Lincoln-Bewunderer, der ließ sich von Lincoln zur Zusammenstellung seines Kabinetts inspirieren. Kompromisse mit der Sklaverei ist Lincoln übrigens nie eingegangen. Er hasste sie abgrundtief.
Das zeigt der Film aber auch.
nail75
Strathairn ist großartig als Seward! Fields auch als „troubled Mary Lincoln“. Was mir an Lewis gefallen hat, ist dass er Lincolns Auftreten, so wie er beschrieben wird, ziemlich gut eingefangen hat. Der Lincoln-Lewis ist ein witziger Mann, hat immer eine Geschichte zu erzählen und spricht in klarer einfacher Sprache. Das Verhältnis Güte/Traurigkeit, die Lincoln auszeichneten und Intensität, die Lewis auszeichnet, mag aber möglicherweise nicht ganz stimmen.
Naja, wenn man Bilder von Lincoln vor und am Ende seiner Präsidentschaft sieht, wirkt Lewis fast schon zu quirlig. Lewis war da gut, wo er nicht nur verkörpert, sondern als Schauspieler auch wirkt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.