Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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latho
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tina toledoIch kam ganz einfach mit dem erratischen Mash-Up neben dem konventionellen Historienfilmartigen nicht zurecht, für mich weder Fisch noch Fleisch (wenn auch mit leichter Tendenz zum Fisch ;-)). Einerseits das Streben nach historisch Getreuem, biographisch, teilweise sprachlich und verhaltenskodextechnisch. Andererseits die Comedy-Komponenten, die absurd besetzen Jason Schwartzman und Steve Coogan, bubblegum-punkpoppige Schloss-Dekadenz, schwule Friseure und The Strokes. Dann wieder einige recht konventionell rührselige Szenen, zunehmend zum Ende hin, ohne, dass die Verbindung zwischen Dunst und Schwartzman wirklich herausgearbeitet wird. Ich hätte die freie Form vieler Strecken des Films gern konsequent durchweg gesehen. Teils toll photographiert aber (vor allem die Außenaufnahmen) und Kirsten Dunst ist eigentlich immer gut.

Auf letztes können wir uns ohne Probleme einigen.
Mit dem Film gibt Coppola ein Bild einer Frau, die wie ihr Mann im Korsett monarchischer Konventionen gefangen ist, so in etwa, wie ich mir das Leben Marie Antoinettes auch vorstelle. Das macht sie aber nicht mit konventionellen Mitteln der Geschichtsverfilmung, sondern nutzt auch paradoxe Mittel wie Pop-Musik (Jugend, versuchte Auflehnung) und andere Mittel, um Parallelen zu ziehen und Sympathien zu wecken für eine Figur, die sonst in den Korsetten fremd bleiben müsste. Funktionierte bei mir gut, der Eindruck, der blieb kam mir „realer“ vor, als zB bei Filmen wie Young Victoria.
Und Schwartzman kommt dem realen Louis XVI. wohl relativ nahe, die Nase ist vielleicht etwas kleiner.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.