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IrrlichtEine beeindruckende Reise, die weit mehr an etwas Übernatürliches glaubt, als denn religiöser, zwangvoller Dogmatik zu folgen.
Ich habe noch nie eine so penetrante Behandlung des Theodizeeproblems gesehen – und will das auch nie wieder sehen. Wenn ich geahnt hätte, was mich erwartet, wäre ich nicht ins Kino gegangen. Nur mit Rücksicht auf einen Freund bin ich nicht während des Films raus. Ich bin aber sicher auch jemand, dem man mit religiös-esoterischen Verallgemeinerungen niemals kommen sollte („Sechs Millionen Juden sind umgebracht worden, aber gleichzeitig sind sie jetzt im Himmel bei ihrem Schöpfer…“)
tina toledoHier aber mit starker Betonung auf „auch“. Denn obgleich man den Kontext der USA der 50er Jahre natürlich nicht völlig außer Acht lassen sollte (und angeblich ja auch viel Autobiographisches in diesen Figuren steckt), erzählt Malick m.E. bewusst eine einigermaßen universelle und zeitungebunde (upper-)middle-class-Familiengeschichte, die quasi „wahllos“ aus der Weltall-Perspektive herangezoomt wird und auf die sich all diese gewaltigen existentiellen Fragen des Lebens übertragen.
Aus meiner Sicht ist damit das Grundproblem des Films beschrieben. Das funktioniert (für mich) eben nicht. Individuelles Leid lässt sich eben nicht in filmischer Weise religiös-esoterisch verallgemeinern. Es bleibt immer individuelles Leid. Und dieser unauflösbare Widerspruch wird im Film ja nur auf die billigste Weise gelöst, nämlich mit einer kitischigen Wiedervereinigungsszene im „Himmel“.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.