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Witek DłZweitens ist das religiöse Pathos ja nicht eins zu eins zu verstehen, sondern es ist auch eine Spiegelung der Lebenswirklichkeit der 1950er Jahre und wird gebrochen, in Fetzen erzählt (der Sohn, der sich bruchstückhaft, teilweise arg verklärend an die Mutter erinnert; die Mutter selbst, die letztlich nicht anders kann als den toten Sohn in Gottes Hände zu geben, weil sie nichts anderes kennt).
Hier aber mit starker Betonung auf „auch“. Denn obgleich man den Kontext der USA der 50er Jahre natürlich nicht völlig außer Acht lassen sollte (und angeblich ja auch viel Autobiographisches in diesen Figuren steckt), erzählt Malick m.E. bewusst eine einigermaßen universelle und zeitungebunde (upper-)middle-class-Familiengeschichte, die quasi „wahllos“ aus der Weltall-Perspektive herangezoomt wird und auf die sich all diese gewaltigen existentiellen Fragen des Lebens übertragen. Und gerade durch den häufigen Wechsel zwischen den Ebenen und Perspektiven – der Cut vom betenden Sohn zum mysteriösen Leuchtgebilde mit flüssternder Untermalung und umgekehrt, etc. – verschmilzt dann irgendwie alles: Das vielleicht „nur“ abstrakt spirituell oder meditativ Gemeinte mit dem konkreten Religiösen – und genau das waren die Momente, in denen ich in kleine Konflikte mit dem Film geriet. Macht das ungefähr Sinn?
Im Prinzip kann ich aber alles was Du schreibst zumindest verstehen und konnte es, wie gesagt, phasenweise genauso auffassen. Und dann den Film auch genießen.
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