Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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irrlicht
Nihil

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Terrence Malick The tree of life (2011)

Wenn es denn nur ein Wort sein sollte, wäre es faszinierend. „The tree of life“ werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben, zu viele Fragen blieben offen, manches an der Handlung (natürlich gibt es sie) ist mir sogar völlig verborgen geblieben. Was aber dennoch einzigartig ist: Das Spiel der Gegensätze. Malick vereint Sinnlichkeit mit purer Autorität, Macht mit Demut, Schmerz mit Schönheit, Naturgewalten mit Bildern, die fast stehend im Raum verbleiben. Strebsamkeit trifft auf die Frage, ob nicht ein jeder Bestandteil seinem freien Willen folgen kann, sofern er das will. Eine beeindruckende Reise, die weit mehr an etwas Übernatürliches glaubt, als denn religiöser, zwangvoller Dogmatik zu folgen. Es ist nach langem wieder ein Film, bei dem ich mich im Anschluss direkt gefragt habe, wie die Biographie Malicks wohl zu diesem Werk geführt haben muss. Während der gesamten Laufzeit ist man einerseits gerührt, aber auch beklommen und atemlos; weil die Bilder glücklich und traurig zugleich machen. Ich habe mich irgendwann dabei bemerkt, wie ich minutenlang den Atem regelrecht auf Stillstand gebracht habe – und war damit in der kleinen Harmonie in Freiburg sicher nicht der Einzige. Es sind bewegende Bilder, eigentlich – hier sollte das Superlativ sein – unerschöpflich (und auch unvebraucht) in ihrer Schönheit, wundersam zusammenspielend mit Chören und dann die „Moldau“, wie erhebend eigentlich hätte es gar keiner Handlung bedurft: Für mich ist „The tree of life“ im Grunde kein aufklärerisches Werk, kein gläubiger Klischeekleber, sondern Malicks würdevolle Wertschätzung der Schöpfung als solche. Kein schulmeisterliches Gepose, aber ein Plädoyer für die letztliche Einheit und Gleichheit aller Dinge. So in etwa.

Besonders auch: Fast der ganze Raum ist bis zum Ende der Credits atemlos, demütig, gebannt verblieben. Auch danach: Stille. Überfülle oder Leere?

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Hold on Magnolia to that great highway moon