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lathoKafka
Hier auch:
Klassenverhältnisse
Danièle Huillet
Jean-Marie Straub
Als ich im Abspann gelesen habe, dass Delamarche von Harun Farocki gespielt wurde viel mir wieder ein [U]Interview mit ihm ein, aus dem ich hier schon mal folgendes zitiert habe:
Im Kunstbereich ist es so, dass der Code nicht festliegt. In Kino und Fernsehen liegt er gänzlich fest zur Zeit, auch beim Dokumentarfilm. Auch ein offener Dokumentarfilmbetrachter erwartet, dass ein Film so und so aussieht und ist entsetzt, wenn er ein bisschen abweicht davon. Das ist eine etablierte fiktive Feudalgesellschaft, in der alle über einen Film urteilen und sagen: „So muss es sein“ – fast wie im höfischen Leben früher oder in der Oper, wo jeder über die Darbietung mit so einer Scheinkompetenz urteilen konnte. In Wien zum Beispiel sind die Offiziere abends alle besoffen in die Oper gegangen (lacht), die Frauen haben die Noten mitgelesen, und dann wurde darüber gesprochen: „Das habe ich aber in Paris besser gesehen“ und so. Und diese Form von Räsonnement, die gibt’s heute auch, wo jeder ein Billy-Regal voller Bücher hat à la „Wie schreibe ich ein Drehbuch?“ So wird heute über den Hollywoodfilm geredet, und nicht viel anders ist es mit dem Dokumentarfilm. Da wird sehr viel über den Code und seine Erfüllung gesprochen.
Nach dem Film eben wirkt das ganze noch um einiges eindrücklicher, als es sowieso schon tat.
Next Stop: Filme von Farocki.
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