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Heute abend im Kino – Double Feature, denn was kann man besseres machen, um auf einen Film zu warten, als in der Zwischenzeit einen anderen Film zu schauen?!
Alice’s Restaurant (Arthur Penn, USA 1969) – eine rechte Überraschung, da ich aufgrund der Beschreibung wenig oder gar einen depperten Hippiekacke-Film erwartet habe… tolle gemacht, Arlo Guthrie vermag einigermassen zu überzeugen, Patricia Quinn mehr als einigermassen. Sehr unterhaltsam, viel gelacht… die Off-Kommentare sind streckenweise sehr komisch. Pete Seeger hat allerdings die irgendwie seltsam berührenden (ist ja klar, dass das nicht Woody ist, der da im Spital liegt) Szenen im Spital mit seinem nervigen Herumgeaffe fast ruiniert… diese Folkies sind schon ein eigenes Völkchen, manche von ihnen kommen ja auch im Alter (in Scorseses Dylan-Film) noch ziemlich seltsam rüber….(Morgen steht „The Chase“ an, mal schauen ob ich noch mag oder ob ich bis Samstag Pause brauche…)
Dann kam der eigentliche Film des Abends, Days and Nights in the Forest (Satyajit Ray, Indien 1970). Da hatte ich zwar wesentlich grössere Erwartungen, aber auch keine Ahnung, was mich da erwarten würde… die Erwartungen wurden auch hier bei weitem übertroffen, ein sehr modernen, sehr unterhaltsamer, über weite Strecken witziger, stellenweise brutal ehrlicher und auch (eher versteckt bis zum Ende) tragischer Film. Und die Bildsprache hat mich einmal mehr fast umgehauen! Schon allein der Vorspann! Das ist wirklich absolute Meisterschaft! Der ganze Film ist eine Art déjeuner sur l’herbe à l’Indienne – einen richtigen Plot gibt’s nicht, mehr ein Setup aus Figuren, die aufeinandertreffen, was geschieht ist für sich genommen alles recht belanglos, aber setzt sich am Ende zu einem berührenden und sehr befriedigenden Film zusammen – eben meisterhaft.
Die bezaubernd schöne Sharmila Tagore hat überdies ein paar tolle LPs in ihrem seltsamen kleinen Refugium… da taucht nicht nur Mozart und „Rubber Soul“ auch sondern auch eine der „Indo-Jazz“ LPs von Joe Harriott!
(Bei Ray steht dann als nächstes am Samstag „Aparajito“ an!)
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